von Kay » 05.03.2020, 19:29
SG FLENSBURG-HANDEWITT
Das Phänomen Holger Glandorf
Der 36-Jährige hat sich beeindruckend zurückgekämpft und ist wieder ein Faktor bei der SG.
Flensburg | Mit geballten Fäusten, im Gesicht pure Entschlossenheit, schmeißt sich Holger Glandorf in die Mitte des Spielerkreises, in dem sich die Handballer der SG Flensburg-Handewitt kurz vor der Bundesliga-Partie gegen die MT Melsungen zusammen aufputschen. Glandorf bückt sich, auf seinem Rücken liegen die Arme der Mitspieler. So wie der 36-Jährige sie in diesem Moment stützt, macht er es auch nach dem Anpfiff. Fast 60 Minuten powert der Routinier beim Flensburger 30:23-Erfolg, wirft fünf Tore, gibt mehrere Assists, spielt leidenschaftlich in der Abwehr.
Frustrierende Spiele
Dass Glandorf wenige Monate vor dem Karriereende nochmal zu so einer Leistung fähig sein könnte, war nicht abzusehen. Ein Eingriff an der linken Schulter warf den Halbrechten im Juli weit zurück – viele Wochen kein Handball, Reha statt Vorbereitung. Nach seiner Rückkehr im Oktober erlebte der beste Feldtorschütze der Bundesliga-Geschichte frustrierende Spiele, in denen er mangels Wurfkraft in der lädierten Schulter kein Faktor im Angriff war. Doch Glandorf glaubte daran, auf der Zielgeraden seiner Karriere noch einmal wichtig werden zu können, motivierte sich tagtäglich zu harter Arbeit und Einzeltraining. „Das war kein Spaß“, sagt der 36-Jährige.
Zwangsläufig Stammspieler
Die Verletzung von Magnus Röd bei der EM machte ihn zwangsläufig wieder zum Stammspieler. Die Fragezeichen waren groß: Kann Glandorf Röds Ausfall kompensieren? Er kann! Mit unbändigem Einsatz und zurückgekehrter Dynamik gleicht er die weiterhin fehlende Wurfkraft aus dem Rückraum aus. "Ich fühle mich gut, die Schulter ist okay. Ich versuche, so wenig Fehler wie möglich zu machen und die Würfe, die ich habe, zu treffen." Holger Glandorf
Seine reine Anwesenheit lockt die Gegenspieler noch immer raus, was ihm Platz für die gefürchteten Durchbrüche zwischen dem Halb- und Außenverteidiger gibt. „Die wollen wir haben. Jim spielt es auf den Punkt. Ich kriege die Bälle schön breit und wenn einer kommt, gebe ich Steini den Ball“, erzählt Glandorf vom Zusammenspiel mit Regisseur Jim Gottfridsson und Rechtsaußen Marius Steinhauser.
Der Körper meldet sich
Mit 36 Jahren fast 60 Minuten Bundesliga-Handball – das schlaucht. „Gerade geht’s“, sagt der Linkshänder, nachdem er die Sportschuhe gegen Badelatschen getauscht hat. „Ich habe noch viel Adrenalin im Körper. Das Problem ist der Morgen danach.“ Vorausschauend meldet Glandorf sich noch am Mittwochabend zur Behandlung am nächsten Morgen bei SG-Physiotherapeutin Jana Kräber an, um den individuellen Trainingsdonnerstag optimal zu nutzen. Denn schon am Sonntag, wenn der Deutsche Meister um 16 Uhr bei den Füchsen Berlin spielt, braucht Glandorf wieder seine ganze Energie. "Da muss er wieder liefern." Maik Machulla
Der SG-Trainer ist froh, sich auf den Routinier verlassen zu können. „Holger hat viel investiert, um wieder auf dieses Niveau zu kommen. Jetzt wird er dafür belohnt. Das hat er sich verdient.“ shz
War nicht zu erwarten, dass er so wiederkommt. Freut einen doch auch sehr!
Liebe SG, die Hauptsache am Wind: immer eine Handbreit Wasser über Kiel.