von Kay » 26.08.2019, 11:16
SIEG BEI DER MT MELSUNGEN
SG Flensburg-Handewitt: Abgebrühter Meister gewinnt erstes Bundesliga-Spiel
Die SG Flensburg-Handewitt sendet mit dem 24:19-Erfolg in Melsungen zum Bundesliga-Auftakt ein Signal an die Konkurrenz.von Jannik Schappert/dpa
25. August 2019, 18:00 Uhr
Kassel | Das Pokalwochenende gab noch keinen echten Hinweis, der Super-Cup-Triumph war ein Fingerzeig, seit Sonntag ist klar: Mit der SG Flensburg-Handewitt ist in dieser Bundesliga-Saison wieder zu rechnen. Der Deutsche Handballmeister gewann das schwere Auswärtsspiel bei der ambitionierten MT Melsungen mit 24:19 (13:11) und sendete gleich zum Start ein beeindruckendes Signal an die Konkurrenz.
„Wir haben uns nie aus der Ruhe bringen lassen und immer eine Antwort gefunden“, sagte Maik Machulla nach einem Auftritt des Titelverteidigers, der in seiner Souveränität stark an die vergangene Saison erinnerte. Der elementare Unterschied: Rasmus Lauge (Telekom Veszprem) und Tobias Karlsson (Karriereende), zwei langjährige Säulen der SG, waren am Sonntag vor 4300 Zuschauern in der ausverkauften Rothenbachhalle in Kassel nicht mehr dabei. Zu sehen war das nicht. „Es gab einen klaren Plan, an den haben wir geglaubt und uns dran gehalten“, erklärte Jim Gottfridsson.
Dass der wieder einmal überzeugende schwedische Regisseur Verantwortung übernimmt, ist nicht neu. Auch, dass Benjamin Buric den Gegner – wie in der zweiten Halbzeit Melsungen – entnerven kann, überrascht nicht mehr. Beeindruckend war allerdings, wie selbstverständlich der erneut überragende Johannes Golla und Simon Hald eine Beton-Abwehr organisierten, an der sich der MT-Angriff ermüdete. Nur in der Anfangsphase, als Rückraum-Bomber Julius Kühn drei Treffer zum 5:3 nach zehn Minuten erzielte, hatte die Abwehr Probleme. „Dann wurden wir aggressiver gegen ihn“, beobachtete Gottfridsson.
An der 13:11-Pausenführung der SG hatte mit Göran Johannessen ein Spieler großen Anteil, dessen Stärke ebenfalls beeindruckte. Der 25-jährige Norweger zeigte mit vier Toren im ersten Durchgang, was in ihm steckt. Sein Doppelschlag zum Flensburger 9:7 (22.) bedeutete die erste Zwei-Tore-Führung. Melsungen konnte bis zum Ende nicht mehr ausgleichen. „Die Verantwortung macht Spaß. Es war aber auch anstrengend, ich habe ewig nicht länger als 50 Minuten gespielt“, sagte der beste SG-Werfer.
Hinzu kam: Bei über 30 Grad Außentemperatur und einer brütenden Hitze in der Halle mussten die Spieler an ihr absolutes körperliches Limit gehen. „Ich habe so etwas noch nie erlebt. Man konnte den Ball kaum halten, der Schweiß ging gar nicht mehr vom Boden weg“, klagte Gottfridsson.
Doch der Meister rutschte nicht aus. Im Gegenteil: Magnus Röd fing (!) im Block einen Versuch von Roman Sidorowicz, Buric parierte einen Siebenmeter samt Nachwurf von Tobias Reichmann, Johannessen feuerte ein Unterarm-Geschoss ins Tor – die SG strahlte pure Dominanz aus. Magnus Jöndals Treffer zum 20:15 in der 45. Minute brachte das erste Fünf-Tore-Polster, nach seinem Siebenmeter zum 24:17 (53.) war alles gelaufen.
Melsungens Coach Heiko Grimm haderte: „Unsere individuelle Qualität habe ich heute nicht gesehen. Ich bin sehr enttäuscht, wir haben viel aufzuarbeiten.“ Die Ambitionen des Geheimfavoriten erlitten gleich einen herben Dämpfer.
Flensburg hingegen blickt beflügelt auf das nächste Topspiel am Donnerstag (19 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen. „Das wird wieder ein heißes Spiel“, glaubt Kapitän Lasse Svan – mit Blick auf den Wetterbericht wohl im wahrsten Sinne des Wortes.
MT Melsungen: Sjöstrand, Simic – Maric (1), Kühn (3), Lemke (1), Reichmann (6/4), Ignatow, Kunkel, Mikkelsen (1/1), Danner, Schneider, Allendorf (1), Sidorowicz, Häfner (6), Salger, Pavlovic
SG Flensburg-Handewitt: Buric (13/1 Paraden), Bergerud (n.e.) – Golla (4), Hald, Svan, Wanne (3/3), Jeppsson (1), Jöndal (4/1), Steinhauser (1), Versteijnen (n.e.), Zachariassen, Johannessen (5), Gottfridsson (1), Jurecki (2), Röd (3)
SR: Baumgart/Wild (Neuried/Offenburg) – Zuschauer: 4300 in Kassel (ausverkauft)
Zeitstrafen: 2:4 – 7m: 5/6:4/6
Liebe SG, die Hauptsache am Wind: immer eine Handbreit Wasser über Kiel.