Ohje, eigendlich sind mir die Nordhorner sehr sympathisch............
Der deutsche Handball wird offenbar von einem Steuerskandal erschüttert. Die Steuerbehörde Oldenburg hat Unterlagen aus der Geschäftsstelle des letztjährigen EHF-Cupsiegers beschlagnahmt. Zeitgleich durchsuchte die Steuerfahndung auch die Räumlichkeiten der Zentrale der Handball-Bundesliga, offenbar um die Unterlagen, welche Nordhorn zur Lizenzerteilung eingereicht hatte, zu sichern. „Es geht offenbar um nicht gezahlte Lohnsteuern,“ wird Jochen Bergener, der Berater von Nationalspieler Holger Glandorf, im ZDF-Teletext zitiert.
Neben den Untersuchungen in der Geschäftsstelle der HSG Nordhorn und in der Dortmunder HBL-Zentrale wurden in den vergangenen Tagen auch rund 100 ehemalige Spieler der HSG befragt. Hintergrund der Ermittlungen sind offenbar Unregelmäßigkeiten bei der Lohn- und Gehaltsabrechnung der Spieler. So sollen Spieler geldwerte Vorteile nicht steuerlich angegeben haben oder mit Scheinverträgen ausgestattet worden sein.
Die Nachricht unmittelbar vor dem Saisonstart kommt zu einem mehr als ungünstigen Zeitpunkt für die HSG und die Liga. In der Szene kursierten bereits seit Wochen Gerüchte, dass es bei einem oder mehreren Vereinen der HBL unmittelbar vor einer Untersuchung der Steuerbehörden steht. Nordhorn hat in den vergangene Wochen immer wieder von finaziellen Engpässen gesprochen, so musste der EHF-Cup Sieger auch den erfolgreichsten Torschützen seiner Bundesliga-Geschichte und seinen Abwehrchef abgeben. Jan Filip wechselte zu den Rhein Neckar Löwen, Daniel Kubes nach Lemgo.
Gleichwohl verbreitete Trainer Ola Lindgren im Hinblick auf die kommende Saison Optimismus, zwischen Rang fünf und neun wolle man einkommen. "Das ist realistisch", sagte der Schwede, der als Spieler und Trainer den Niedersachsen seit 1998 die Treue hält.Lindgrens Team hat in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils mit Platz fünf gezeigt, dass es die Verluste wertvoller Spieler wie Ljubomir Vranjes oder Börge Lund kompensieren kann. So weint Lindgren Filip, der Mitte Juli überraschend seinen Abschied vollzog, weil die HSG wegen finanzieller Probleme mit den Gehältern in Rückstand geraten war, und Kubes keine Träne nach. "Ich bin nicht der Typ, der zurückschaut", sagt er.
Der 44 Jahre alte Trainer des EHF-Cupsiegers ist überzeugt davon, dass dass die Nachfolger der beiden tschechischen Nationalspieler die Lücken schließen werden. "Ich bin sehr zufrieden mit Tobias Karlsson und habe volles Vertrauen zu Nicky Verjans", sagte der frisch gebackene schwedische Nationaltrainer. Sein Landsmann soll die Abwehr dirigieren, der gerade 21 Jahre alt gewordene Niederländer in seinem dritten Jahr in Nordhorn den rechten Flügel besetzen.
Sportlich lief die Vorbereitung vielversprechend. Die HSG bestritt vornehmlich gegen ausländische Teams ihre Testspiele. "Das waren nicht immer hochklassige Gegner", berichtete Lindgren. Er ist sicher, dass die internationalen Vergleiche sein Team in der Entwicklung voran gebracht haben. Dass die Nordhorner weitgehend auf eine eingespielte Einheit setzen können, erscheint vorteilhaft. Außer Tobias Karlsson, der vom schwedischen Meister Hammarby IF kam, muss Lindgren in Linksaußen Jan-Richard Lislerud Hansen (Drammen HK/Norwegen) und Rückraumspieler Csaba Szücs (HC Erlangen) lediglich zwei weitere Zugänge integrieren.
Mit der Zuspitzung der finanziellen Krise in Nordhorn steht nun allerdings die Zukunft des Klubs aus der Grafschaft auf der Kippe. HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann bestätigte unterdessen gegen handball-world.com die Durchsuchung der HBL-Zentrale: „Die Steuerfahndung war heute morgen bei uns, wir haben kooperativ mit ihnen zusammengearbeitet. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, so Bohmann. Dass Spieler und Trainer immer mal wieder auf ihre Gehälter warten müssen, ist für die Nordhorner Spieler offenbar "kein Problem", wie Lindgren sagt. Denn: "Das ist ja nichts Neues für uns. Das kennen wir seit drei Jahren."
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