interessanter artikel aus dem hamburger abendblatt von heute. wäre interessant zu wissen, ob und wie die sg dort involviert ist. auf jeden fall wäre man gut beraten, sich nicht von einen milliardär aus spanien und einem wild gewordenen manager aus der bundesliga in die internationale isolation verhandeln zu lassen, dazu sind beide zu unglaubwürdig.
Oslo -
Am nächsten Sonnabend entscheidet sich die Zukunft des europäischen Handballs. Wenn die Delegierten der 49 Mitgliedsländer des Kontinentalverbandes EHF am EM-Endspielort Lillehammer zu ihrem Kongress zusammenkommen, haben sie allerdings wenig Wahl. Entweder geben sie freiwillig einen Teil ihrer Macht ab, oder sie wird ihnen von den Vereinen aus den Händen genommen.
Es geht um die Interessen der Spitzenklubs. Die 15 besten Europas haben sich in der Group Club Handball (GCH) organisiert. Kriterium für die Aufnahme in den exklusiven Kreis: Die Vereine müssen einmal das Halbfinale der Champions League erreicht haben. Der HSV, Europapokalsieger der Pokalsieger, hat die Anforderungen bisher nicht erfüllt, er wurde dennoch wie acht weitere Klubs am vergangenen Sonnabend zu den Beratungen der GCH nach Oslo gebeten.
Die Vereine, allen voran die spanischen und die deutschen wie Champions-League-Sieger THW Kiel, wollen mehr Mitsprache bei der Termingestaltung und mehr Geld aus der Vermarktung der Europapokale. Gerd Butzeck aus Düsseldorf, ehemaliger Spielerberater, unter anderem von HSV-Profi Kyung-Shin Yoon, ist seit dem 1. Dezember 2006 Geschäftsführer der GCH. Der promovierte Mathematiker hat am vergangenen Mittwoch in Drammen die Forderungen der Gruppe mit den Vertretern aus elf großen europäischen Handballverbänden diskutiert. Die signalisierten überraschend Zustimmung zu einem Antrag des Deutschen Handball-Bundes: Verlegung von Welt- und Europameisterschaften aus dem Winter in den Sommer (wie bis 1999). Zahlungen an die Klubs für die Abstellung der überstrapazierten Nationalspieler, die den Verbänden derzeit bis zu 120 Tagen im Jahr unentgeltlich zur Verfügung stehen. Einrichtung eines Beirats im europäischen Verband, der die EHF-Marketing GmbH leitet. In diesem Gremium sollen die Vereine vier der sieben Mitglieder stellen. Momentan teilen sich 32 Klubs in der Champions League 2,5 Millionen Euro. Butzeck: "Im Vergleich zum Eishockey und Basketball ist das viel zu wenig." Noch im Oktober hatte der EHF-Kongress in Rom bescheidenere Wünsche der GCH abgelehnt.
"Der Wind hat sich gedreht", glaubt Butzeck, "die Europäische Fußball-Union und der Weltverband Fifa haben sich gerade mit der G 14 über Vermarktungsrechte und Zahlungen an die Klubs bei Spielerabstellungen geeinigt. Zudem wird die GCH inzwischen ernst genommen." Auf Drohgebärden kann Butzeck in diesen Tagen verzichten. Jeder in der EHF weiß, dass die Pläne einer eigenen Europaliga in der Aktentasche des Geschäftsführers liegen. "Wir sind vorbereitet, sollte der Kongress unsere Vorstellungen weiter ablehnen", sagt Butzeck. Eine Ausweitung der GCH ist vorgesehen, ein Forum Club Handball gegründet. Ihm sollen 64 Vereine angehören. Was die Klubs wollen, geht über den Antrag des deutschen Verbandes (DHB) hinaus. Statt fünf Großveranstaltungen in vier Jahren (Olympia, je zwei Welt- und Europameisterschaften) soll es ab 2010 nur drei geben. Der DHB kann sich eine Übergangsfrist bis 2014 vorstellen. Hintergrund: Die Deutschen würden gern die EM 2012 ausrichten.
rg
erschienen am 22. Januar 2008