Stars, Chancen, TV-Zeiten
So läuft die Handball-Weltmeisterschaft
11.01.2023, 15:45 Uhr
Die erste Weltmeisterschaft des Jahres spielen die Handballer aus. In Polen und Schweden ist auch Deutschland dabei, zählt aber nicht zu den Topfavoriten. Das Team von Bundestrainer Gislason will überraschen. Alles Wichtige zum Turniermodus, den Stars und wo Sie die Spiele verfolgen können.
Was steht an?
Die 28. Handball-Weltmeisterschaft in Polen und Schweden findet vom 11. bis 29. Januar als zweite Endrunde in der 85-jährigen WM-Geschichte mit 32 Teams statt. Der Weltverband IHF hatte zum vergangenen Turnier in Ägypten die Teilnehmerzahl aufgestockt. Ebenfalls zum zweiten Mal gibt es zwei Co-Gastgeber (erstmals Deutschland und Dänemark 2019). Für Polen ist es eine Premiere, Schweden richtet zum fünften Mal eine Weltmeisterschaft aus. Größte bisherige Erfolge der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) sind die WM-Titel 1938, 1978 und 2007. Silber gab es 1954 und 2003, der dritte Platz gelang 1958. Rekordweltmeister ist Frankreich mit sechs Titeln. Als Titelverteidiger geht Dänemark an den Start.
Wo werden die Partien ausgetragen?
Mit Polen und Schweden gibt es zum zweiten Mal nach 2019 - damals richteten Deutschland und Dänemark das Turnier gemeinsam aus - zwei WM-Gastgeber. Spielorte in Schweden sind Jönköping, Malmö, Kristianstad, Göteborg und Stockholm, wo am 29. Januar auch der neue Weltmeister ermittelt wird. Austragungsorte in Polen sind Plock, Krakau, Danzig und Kattowitz. Dort trägt die DHB-Auswahl ihre Vorrundenspiele und im Falle des Weiterkommens auch alle Partien in der Hauptrunde aus.
Wie ist der WM-Modus?
Es gibt acht Vorrundengruppen mit jeweils vier Mannschaften. Die besten Drei aus jeder Gruppe qualifizieren sich für die Hauptrunde, in der in vier Gruppen mit jeweils sechs Teams weitergespielt wird. Die jeweils Erst- und Zweitplatzierten jeder Hauptrundengruppe erreichen die Viertelfinalspiele, deren Sieger um die Medaillen kämpfen. Die Verlierer spielen die Plätze fünf bis acht aus, die im Hinblick auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris relevant sind.
Auf wen trifft die deutsche Mannschaft?
Die DHB-Auswahl bekommt es in der Vorrundengruppe E mit Asienmeister Katar, Serbien und Algerien zu tun. "Wir wollen die Gruppe gewinnen und die maximale Punktzahl in die Hauptrunde mitnehmen. Wenn man in der Vorrunde patzt, kann man das kaum noch wettmachen", sagt Bundestrainer Alfred Gislason. Bei einem Weiterkommen sind in der zweiten Turnierphase der Olympia-Dritte Norwegen, die Niederlande, Nordmazedonien und Argentinien die potenziellen Gegner des deutschen Teams.
Was spricht für Deutschland?
Auf dem Papier nicht allzu viel. Die Mannschaft wurde mit Blick auf die Heim-EM im kommenden Jahr stark verjüngt. Bei der vergangenen Weltmeisterschaft stand mit Platz zwölf das schlechteste Ergebnis der deutschen WM-Historie, bei der von Corona-Chaos begleiteten EM im Vorjahr wurde Deutschland nur Siebter. Mut macht der Blick zum letzten Turnier auf polnischem Boden: Auch bei der EM 2016 ging Deutschland unter Dagur Sigurdsson mit reichlich Personalsorgen und als klarer Außenseiter in das Turnier, am Ende stand der EM-Titel. Fünf Europameister von damals sind in diesem Jahr noch dabei.
Der erste WM-Test gegen Island ging am Samstag trotz guter Leistung knapp verloren (30:31), besser lief es dann bei der Revanche nur einen Tag später beim 33:31-Sieg. Das Team sieht sich eher in der Außenseiterrolle. "Wir sind nicht in der Position, eine Medaille als Ziel auszugeben, denn wir gehören nicht zu den Favoriten. Wir dürfen nicht träumen, sondern müssen realistisch bleiben und uns auf die Vorrundenspiele konzentrieren", sagt der Bundestrainer.
Wer ist der Star im deutschen Team?
Für Bundestrainer Gislason lautete die Antwort auf diese Frage: die Mannschaft. Aushängeschilder wie Uwe Gensheimer oder Patrick Wiencek haben sich mittlerweile aus der Mannschaft verabschiedet. Nun stehen vor allem Golla und Wolff im Fokus. Die Fans dürfen aber auch auf Großtaten des formstarken Spielmachers Juri Knorr, der nach seinem coronabedingten Fehlen bei der EM im Vorjahr seine zweite WM spielt, oder des erfrischenden Youngsters Julian Köster hoffen.
Auf wen gilt es international zu achten?
International gilt das Hauptaugenmerk den Dänen, die reich mit Stars gespickt sind. Mathias Gidsel von den Füchsen Berlin und Torhüter Niklas Landin vom THW Kiel ragen genauso hervor wie der inzwischen 34-jährige Mikkel Hansen, der im vergangenen Jahr allerdings nach einer Routineoperation lange von einer Lungenembolie ausgebremst wurde. Noch vier Jahre älter ist Nikola Karabatic, nach wie vor treibende Kraft Frankreichs. Schon seit 2002 spielt der Paris-Profi für die Nationalmannschaft. Auf derselben Position - Rückraum links - spielt auch der zwölf Jahre jüngere Sander Sagosen. Der Norweger ist noch beim THW Kiel aktiv, wechselt im Sommer aber zum aufstrebenden norwegischen Klub Kolstad IL.
Wer sind die WM-Favoriten?
Gleich mehrere Teams dürfen sich Hoffnungen auf den Titel machen. An erster Stelle zu nennen sind Weltmeister Dänemark, Olympiasieger Frankreich und Europameister Schweden. Spanien, Norwegen und Island zählen zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter.
Wie stark beeinflusst die Corona-Pandemie die WM?
Weniger als vor zwei Jahren, Einschränkungen existieren aber weiterhin. Die Handball-WM in Ägypten war das erste Teamsport-Ereignis, das nach dem Ausbruch der Pandemie in dieser Größenordnung ausgetragen wurde. Die Teams und alle näher Beteiligten befanden sich während des Turniers in einer Blase, regelmäßige Tests waren an der Tagesordnung. In Polen und Schweden ist eine PCR-Testung vor Anreise notwendig, Deutschland absolviert diese am Dienstag. Alle Spieler müssen als vollständig geimpft oder genesen gelten. Zudem müssen sich die Teams vor der Hauptrunde sowie vor dem Viertelfinale einem weiteren Schnelltest unterziehen, außerdem ist eine mindestens fünftägige Isolationspflicht bei einem positiven Test vorgeschrieben. Das stößt einigen Teilnehmern übel auf. "Die Turnierregeln sind strenger als die bestehenden Gesetze der jeweiligen Länder", motzte Islands Nationaltorhüter Björgvin Pall Gustavsson in einem offenen Brief an die IHF. Diese blieb aber bei ihren strengen Regularien.
Wo kann man die WM-Spiele sehen?
Alle deutschen Auftritte werden im klassischen Fernsehen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern live zu sehen sein. Das ZDF zeigt die Vorrundenpartien gegen Katar und Algerien, die ARD überträgt die Partie gegen Serbien. In der Hauptrunde ist die ARD zweimal am Ball, das ZDF einmal. Die Mainzer würden auch ein Viertelfinale und ein Endspiel mit deutscher Beteiligung übertragen. Ein Halbfinale mit der DHB-Auswahl würde in der ARD zu sehen sein. Zudem zeigt der Internetanbieter "sportdeutschland.tv" alle Partien der Endrunde - allerdings gegen eine Gebühr. Bei Eurosport gibt es 15 WM-Spiele ohne deutsche Beteiligung zu sehen.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid