SG FLENSBURG-HANDEWITT 27.04.2020
Lange Pause ein ungewolltes Geschenk für die Handballer
Flensburgs Trainer Maik Machulla kann der Corona-Zwangspause auch Positives abgewinnen.
Flensburg | Noch drei Tage bis zum Derby! Am Donnerstag erwartet die SG Flensburg-Handewitt Spitzenreiter THW Kiel zum Gipfeltreffen in der Handball-Bundesliga. Für die SG ist es die letzte Chance, im Titelrennen am THW dran zu bleiben. Spannung, Leidenschaft und große Emotionen in der Hölle Nord sind garantiert. Es hätte alles so schön sein können. Die Corona-Realität ist eine andere: Saisonabbruch, eine völlig unbedeutende Meisterschaft aus dem Taschenrechner, Sorgen und Ungewissheit.
Wichtiger mentaler Cut
Dass ein Schlussstrich unter die aktuelle Spielzeit gezogen wurde, findet Maik Machulla gut. „Mental ist der Cut wichtig“, sagt der SG-Trainer. Erst jetzt können er und seine Spieler abschalten, sofern das überhaupt möglich ist. Die Handballer bangen um ihre Zukunft. Wann, wie und ob es weitergeht, ist offen. Die Perspektive fehlt und trotzdem muss Machulla eine Vorbereitung auf die Beine stellen – für den Fall der Fälle. „Ich muss die neue Saison so planen, dass sie für uns erfolgreich ist“, meint er.
Um ein Ziel vor Augen zu haben, kalkuliert der 43-Jährige mit einem Saisonstart im September. Vorher will er sieben bis acht Wochen trainieren. Auch ein Trainingslager wünscht er sich, irgendwo in Deutschland, zur Not in Schleswig-Holstein. „Bei drei neuen Spielern macht das Sinn“, so der SG-Coach. Ab dem 1. Juli stehen Lasse Möller (GOG), Franz Semper (Leipzig) und Mads Mensah Larsen (Rhein-Neckar Löwen) in Flensburg unter Vertrag.
Training in Eigenregie
Bis zum Vorbereitungsstart erwartet Machulla eine hohe Eigendisziplin. „Die Jungs werden einen Plan bekommen, der es in sich hat“, kündigt er an. Gerne würde er das Team bei einer Lockerung der Beschränkungen vor dem Sommer noch einmal versammeln, vielleicht sogar zum gemeinsamen Training, aber mindestens zu einem Mannschaftsabend. Viele Spieler verlassen uns, davon sind einige sehr lange dabei und hätten einen schönen Abend verdient, an dem wir zusammen lachen und weinen. Machulla denkt vor allem an Holger Glandorf, dessen legendäre Karriere auf dem Sofa endete, oder Anders Zachariassen, der die SG nach sechs Jahren verlässt.
Eine lange Spielpause, mehr Zeit für die Vorbereitung als sonst – unter normalen Umständen wäre das für die getriebenen Handballer ein Traum. Allein: Nichts ist normal. Trotzdem bezeichnet Machulla die Pause als „Geschenk, das die Spieler bekommen“. Das gelte vor allem für Nationalspieler, deren Körper und Geist in den vergangenen Jahren ausgezehrt wurden. „Sie können die ungewollte Pause nutzen, um mental und körperlich zu regenerieren“, sagt Machulla. Mit richtigem Urlaub sei die aktuelle Pause allerdings nicht vergleichbar.
Der SG-Coach selbst, der die freie Zeit für eine lange aufgeschobene Operation am Meniskus im linken Knie nutzte, beschäftigt sich weiter viel mit Handball. Er analysiert die abgebrochene Saison, sammelt Ideen zur Integration der Neuzugänge, grübelt über taktische Einfälle. Der Handball wird nicht aussterben. Irgendwann werden wir wieder einen Alltag haben, davon bin ich überzeugt. Auf diesen Tag müssen wir vorbereitet sein. Er geht davon aus, dass der Handball nach dem Überstehen der Coronakrise schnell in den alten Trott zurückkehrt. „Dann sitzen wir wieder im Hamsterrad und es geht ums Geld“, meint der 43-Jährige. Beschweren würde er sich aber unter den gegebenen Umständen nicht. Hauptsache Handball. shz.
Den Spielern Holger Glandorf, mit einer sagenhaften und traumhaften Karriere und Kampfterrier Zachariassen kann man nur noch alles Gute wünschen. Schade, dass wir sie nicht noch einmal gesehen haben und wenn es nur auf sky gewesen wäre! Ciao, Amigos!