von Kay » 16.04.2020, 18:22
sid: HANDBALL-BUNDESLIGA
Clubs stimmen über Saison-Abbruch ab
Die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga können mit Dreiviertel-Mehrheit die Saison 2019/20 beenden.
Hamburg | Abbruch oder nicht? Das ist hier die Frage – die jetzt die Clubs der Handball-Bundesliga (HBL) selbst beantworten dürfen. Die HBL überlässt den 36 Vereinen der 1. und 2. Bundesliga die Entscheidung, ob die aktuell unterbrochene Saison komplett abgebrochen wird oder doch noch ein sportliches Ende finden soll. Auf dieses Vorgehen hatten sich Clubs und HBL am Donnerstag per Videokonferenz verständigt.
SG und THW bevorzugen Abbruch
Stimmt mindestens eine Dreiviertel-Mehrheit für einen Abbruch, sind die Spielzeiten in den beiden Top-Ligen Geschichte. Mit diesem Szenario rechnet Dierk Schmäschke, der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt. Man kann an fünf Fingern abzählen, dass ein Abbruch am ehesten in Frage kommt. Beim Deutschen Meister präferiere man ein vorzeitiges Saisonende. „Dann müssen wir alle Kräfte in die Saison 2020/21 legen, um die Strukturen zu bewahren“, so Schmäschke.
Für Viktor Szilagyi, Geschäftsführer des Tabellenführers THW Kiel, ist es „sehr weit weg, die Saison fertig zu spielen“. Er hofft aber, dass es im Falle des Abbruchs zu einer Wertung der Saison kommt. Auch wenn es emotional nicht mit anderen Meisterschaften vergleichbar wäre, wäre es die Anerkennung für das, was beim THW alle zusammen geleistet haben. Viktor Szilagyi
Die Entscheidung über die Wertung würde dem HBL-Präsidium obliegen. In dieser Frage haben die Clubs kein Mitspracherecht. „Fest steht, dass es im Fall eines Abbruchs der aktuellen Saison keine sportlichen Absteiger geben wird“, hatte HBL-Präsident Uwe Schwenker im Interview mit der Handballwoche festgestellt. HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann hofft auf eine Entscheidung schon am Montag oder Dienstag.
Sollte die Mehrheit der Vereine gegen einen Abbruch sein, gibt es Modelle für eine Fortsetzung der Saison. Eines brachte Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, in die Diskussion ein. „Ich bin persönlich ein Freund des Weiterspielens und sehe dafür auch Möglichkeiten“, sagte Hanning. „Ich habe der Liga einen Vorschlag unterbreitet, wie ein Szenario aussehen könnte.“ Genaueres wollte er nicht verraten.
Nach SID-Informationen sieht der Plan vor, dass alle 18 Bundesligisten im Juni an einem Ort zusammen kommen und innerhalb kürzester Zeit die verbleibenden Spiele absolvieren sollen. Das wäre für Szilagyi nicht mit der Vorbildfunktion der Handballer vereinbar. „Es wäre das falsche Zeichen“, meint der THW-Geschäftsführer. Schmäschke pflichtet ihm bei. Er schätze Kreativität, Hannings Vorschlag lehne er aber ab. „So kurzfristig kann das nicht funktionieren, gerade in der jetzigen Zeit.“
Bohmann berichtete von mehreren Alternativmodellen für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs, über die in großer Runde ergebnisoffen debattiert worden sei. Er könne jenen jedoch „jetzt nicht vorgreifen“, sagte der Liga-Chef: „Es obliegt den Mitgliedern, wie sie das weitere Vorgehen einschätzen.“ Bohmann selbst gab sich ob des Hanning-Plans allerdings zurückhaltend: „Grundsätzlich sehe ich es als viel besser an, wenn es eine sportliche Entscheidung geben würde und tatsächlich zu Ende gespielt werden könnte – aber da müssen wir uns auch einfach den Wirklichkeiten stellen.“ eot
Keine Absteiger, kein Meister. Das wäre das gerechteste deshalb, weil es noch keine zu starke Benachteiligung gibt und einiges noch möglich wäre. Aber wo Schwenker draufsteht, ist Schwenker drin. Dann ist die Tendenz unterstellt schon mal ganz offensichtlich.
Liebe SG, die Hauptsache am Wind: immer eine Handbreit Wasser über Kiel.