Der Pressebericht passt zwar nicht zu dem fachunkundigen Gelalle davor, aber trifft von der Sache her voll auf das gesehene Spiel zu!
HANDBALL-BUNDESLIGA
Bärenstarke SG Flensburg-Handewitt gewinnt bei den Rhein-Neckar Löwen
Der Deutsche Meister antwortet mit 24:22-Erfolg beeindruckend auf die Pleite in Ludwigshafen.
Mannheim | Acht Niederlagen kassierte die SG Flensburg-Handewitt in den zurückliegenden 14 Pflichtspielen, eine der schmerzhaftesten am Donnerstag in der Handball-Bundesliga beim Tabellenvorletzten Eulen Ludwigshafen (23:25). Am späten Sonnabend, gerade einmal 48 Stunden nach der Blamage wenige Kilometer weiter westlich, zeigte der Deutsche Meister eine beeindruckende Reaktion.
Im Spitzenspiel bei den Rhein-Neckar Löwen triumphierte die Mannschaft von Maik Machulla vor 13200 Zuschauern in der ausverkauften Mannheimer SAP-Arena mit 24:22 (14:13) und übernahm vorübergehend wieder Platz zwei. Ohne Rechtsaußen Lasse Svan – der Däne fiel mit einer Schulterverletzung aus und führte sein Team lediglich als Kapitän aufs Feld – lagen die Probleme der SG zunächst wieder im Angriff, der mit großer Mühe Lücken fand. Zwei Siebenmetertore von Marius Steinhauser und ein erfolgreicher Distanzwurf von Göran Johannessen waren die Ausbeute der ersten zehn Minuten. Gut für Flensburg, dass die Gastgeber sogar nur zwei Mal trafen, weil Keeper Benjamin Buric drei Mal zur Stelle war und weil der Mittelblock mit Johannes Golla und Jacob Heinl eine robuste 6:0-Abwehr organisierte.
Es blieb ein Spiel der Deckungsreihen und der Torhüter. Löwen-Schlussmann Andreas Palicka kaufte dem bis dahin bei drei Versuchen zuverlässigen Steinhauser beim Stand von 5:5 (16. Minute) einen Strafwurf-Heber ab. Auf der Gegenseite traf Andy Schmid zum ersten Mal und legte kurz darauf per Konter zum 7:5 nach. Der geniale Spielmacher fand nun auch seinen Kreisläufer Jannik Kolhlbacher, den Heinl beherzt bekämpfte, häufiger. Aber der Meister blieb dran, zeigte großen Einsatz und große Moral. Johannessen präsentierte sich stark verbessert, der eingewechselte Anders Zachariassen verkürzte vom Kreis auf 8:7 und 9:8 (22.).
Der 11:11-Ausgleich gelang Steinhauser drei Minuten vor der Pause. Die letzten 180 Sekunden des ersten Durchgangs gehörten den Norddeutschen. Jim Gottfridsson traf aus dem Rückraum relativ unbedrängt zum 12:12 und 12:13, Magnus Jöndal klaute seinem zukünftigen Teamkollegen Mads Mensah den Ball und leitete den Tempogegenstoß über Steinhauser ein, der von Kolhbacher gelegt wurde. Zeitstrafe, Siebenmeter, fünftes Tor von Steinhauser zum 12:14! Ärgerlich: Im Gegenzug legte Heinl Mensah mit einer Ringereinlage und bekam seine zweite Strafzeit aufgebrummt. Schmid sorgte für den Pausenstand. Dennoch gingen die SG-Profis mit einem guten Gefühl in die Kabine.
Das verpuffte kurzzeitig, als Magnus Röd in der 34. Minute (15:15) auf seine lädierte Hüfte knallte und raus musste. Der Ausfall schockte Flensburg nicht. Buric parierte einen Siebenmeter von Gensheimer, Gottfridsson hielt den Ball mit einem Hechtsprung in die eigene Bank im Spiel – die SG war voll da. Johannessens sechster Treffer brachte das 16:17 (37.).
Dann griffen die Schiedsrichter Geipel/Helbig ins Spiel ein. Sie zeigten Holger Glandorf für ein Foul an Romain Lagarde die rote Karte – eine auf den ersten Blick harte Entscheidung. Buric parierte den fälligen Siebenmeter, Mikael Appelgren machte es dem Bosnier gegen Steinhauser nach. Was für ein packender Fight! Ohne Röd und Glandorf musste Machulla improvisieren, er brachte hinten erstmals nach drei Spielen wieder Michal Jurecki, vorne tauchten Gottfridsson oder Johannessen im rechten Rückraum auf. Das Torewerfen fiel den Flensburgern nun schwerer.
Aber auf Buric war Verlass. Gegen Mensah parierte der Keeper seinen dritten Strafwurf und ermöglichte der SG bis zum 18:18 (45.) ein Unentschieden. Die Hypothek des fehlenden Linkshänders im Rückraum wog schwer. Trotzdem traf Simon Jeppsson aus dem Rückraum, Steinhauser in der zweiten Welle – 19:21 (50.). Flensburg kämpfte wie besessen und zwang die Löwen mehrmals ins Zeitspiel. Dahinter glänzte Buric. Beim 20:22 (54.) hielt er gegen Schmid den 14. Ball. Die Drei-Tore-Führung wollte der SG aber nicht gelingen. So blieb es bis in die letzten Sekunden ein Krimi. Steinhauser erzielte aus spitzem Winkel das 21:23 (57.), Lagarde verkürzte, Jeppsson spielte einen Fehlpass, Buric brachte Gensheimer zur Verzweiflung. Gottfridsson machte mit dem 22:24 den Deckel drauf.
Noch in der Nacht fuhr der SG-Tross in einem Schlafbus Richtung Flensburg, wo die Spieler am Sonntag durchatmen können. Am Montagvormittag wird trainiert, Heiligabend ist frei. Mittwochnachmittag erfolgen die letzten Vorbereitungen auf das Heimspiel am 2. Weihnachtstag (14 Uhr) gegen GWD Minden.
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid (4), Gensheimer (5/1), Kirkelökke (3), Lagarde (2), Tollbring, Abutovic, Mensah (1), Fäth, Groetzki (2), Guardiola, Nielsen, Ganz, Kohlbacher (5)
SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud – Golla, Lier (n.e.), Glandorf, Svan (n.e.), Jeppsson (1), Jöndal, Steinhauser (8/5), Versteijnen (n.e.), Heinl, Zachariassen (2), Johannessen (6), Gottfridsson (7), Jurecki, Röd
Schiedsrichter: Geipel/Helbig
Zuschauer: 13200
Zeitstrafen: 3:4
Rote Karte: Glandorf (39./SG/hartes Foul)
7m: 1/4:5/7
– Quelle: https://www.shz.de/26781077 ©2019
SZ: Allerdings waren die Löwen zu oft am starken SG-Keeper Benjamin Buric gescheitert, der seinem Team letztlich den verdienten Erfolg sicherte. "Unsere Abwehr war heute auf einem Weltklasse-Niveau", sagte Buric beim TV-Sender Sky.