Man muss realistisch sein, der Krisen- Modus ist eingeschaltet, eine Niederlage wäre völlig normal. Wenn die Truppe kämpft, alles leidenschaftlich gibt und sich nicht aufgibt, muss man zufrieden sein. Mal sehen, wie sich was finden kann. Gut das Jakob da ist, das wird Halt geben!
HANDBALL-BUNDESLIGA
Krise der SG Flensburg-Handewitt verschärft sich
Das Glück der vorangegangenen zwei Jahre hat die SG Flensburg-Handewitt offenbar verlassen. Die Reise in den Süden endete mit einem doppelten Schock. Mit dem 23:23 (11:12) beim Außenseiter TVB Stuttgart gab der Meister in der Handball-Bundesliga wieder einen Punkt ab, schwerer wiegt aber der Ausfall von Göran Johannessen.
Der Norweger verletzte sich in der dritten Minute am rechten Fuß und konnte fortan mit einer dicken Bandage am Gelenk nur noch zuschauen. Zunächst wurde ein Bruch befürchtet, Sonntag gab es teilweise Entwarnung. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke erklärte: Es ist nicht so schlimm wie erwartet. Genaueres lässt es aber erst am Montag sagen.
„Wir ziehen das Pech an“, sagte SG-Trainer Maik Machulla, der aber eine intakte kämpferische Einstellung bei seinem Team registrierte: „Die Moral ist unbedingt da. Mein Vertrauen in die Jungs ist riesengroß. Wir werden es auch in neuer Konstellation hinkriegen.“ Mit Johannessen verlor der SG-Angriff an Dynamik. Simon Jeppsson führte sich halblinks gut ein und erzielte zwei schöne Treffer aus der Distanz – allein, es blieb dabei. Nach bald zweieinhalb Jahren in Flensburg hat der Hochbegabte keinen Weg gefunden, sein Potenzial nachhaltig zu erschließen.
Auch Michal Jurecki konnte Johannessen nicht ersetzen. Dem Polen, bei der Niederlage gegen Barcelona noch einer der Besten, unterliefen mehrere technischen Fehler. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke nahm Jurecki in Schutz: „Es ist nicht einfach für ihn, seine Rolle zu finden, wenn er überall die Lücken stopfen muss.“
Magnus Röd, der Vielbeschäftigte, verlor in der zweiten Halbzeit an Schlagkraft. Elf Minuten Entlastung durch Holger Glandorf reichen nicht, zumal der nach wie vor gehandicapte Oldie wenig Wirkung entfaltete. So blieb fast alles an Jim Gottfridsson hängen, der mit einigem Erfolg den hellwachen Johannes Golla am Kreis suchte und fand.
Das schien zusammen mit einigen Lichtblicken von Lasse Svan und Magnus Jöndal sogar noch zu reichen. Nach 55 Minuten gelang der SG die erste Führung (22:21) gegen die Stuttgarter, die zuvor in acht Spielen mit durchschnittlich mehr als zehn Toren distanziert worden waren. Dennoch entglitt den Gästen im Endspurt noch ein Punkt, sehr zum Ärger von Gottfridsson: In den wichtigen Phasen machen wir zu viele technische Fehler. Ich bin richtig sauer und enttäuscht.
Trotz allem fehlte wenig: Zwei Siebenmetertore statt der Fehlwürfe von Marvin Lier und Magnus Jöndal und ein paar Torhüterparaden mehr – schon hätte der Meister einen lockeren Auswärtssieg eingefahren. Aber Stuttgarts Keeper Johannes Bitter stellte mit 14/2 Paraden seine Gegenüber in den Schatten. Benjamin Buric wehrte vier Bälle ab, Torbjörn Bergerud nur zwei. Das war zum Teil auch Abstimmungsproblemen in der Abwehr geschuldet. Im komplexen System fehlte nach Simon Hald nun auch noch Johannessen. Immerhin deutete sich an, dass Jacob Heinl hier bald für mehr Stabilität sorgen kann.
„Wir sind in einer schwierigen Situation, dürfen aber nicht in Panik geraten“, meinte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke.
„Wir hatten ja nach der Meisterschaft 2018, als sechs neue Spieler kamen, den Umbruch erwartet. Aber die eigentliche Neuentwicklung hat erst in dieser Saison begonnen. Die wurde durch die langwierigen Verletzungen von Wanne, Glandorf und Hald schon empfindlich gestört.“ Gerade Hald sei eine zentrale Figur, so Schmäschke: „Man stelle sich vor, was beim THW Kiel wäre, wenn Wiencek oder Pekeler fehlen. Ich bin froh, dass wir Jacob Heinl haben. An ihm können sich die Jüngeren aufrichten.“ – Quelle:
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