https://www.shz.de/sport/handball/sg-fl ... 21172.htmlSG FLENSBURG-HANDEWITT
So will SG-Trainer Maik Machulla in die neue Saison starten
Trainer Maik Machulla erklärt den Umbau der Mannschaft und blickt voraus auf eine SG ohne Karlsson und Lauge.
Flensburg | Die zweite Saison als Chefcoach ist für Maik Machulla entspannter verlaufen als die erste. „Die Siegesserie, die ganzen Erfolge, ein Rekord nach dem anderen – das gab Ruhe und Sicherheit“, sagt der 42-Jährige.
Um Weihnachten 2017 hatte es noch anders ausgesehen in Machulla. Er haderte mit sich, er stand in der Kritik angesichts von zehn Minuspunkten und vermeintlich verspielter Titelchance. „Als junger Trainer willst du Dinge ändern, viele Ideen ’reinbringen – da übertreibt man an manchen Punkten. Das brachte Unruhe in der Mannschaft, im Umfeld und bei mir – weil ich wusste, dass nicht jeder von der Idee begeistert war, mich zum Cheftrainer zu machen.“
All das liegt hinter dem Meistermacher, der imposant an Format, Souveränität und Selbstbewusstsein gewonnen hat. „Es war ein großer Entwicklungsprozess für mich und die Mannschaft. Ich merke, dass ich als Trainer gereift bin. Ich bin sehr viel deutlicher in der Kommunikation geworden. Aber die Spieler können immer mit mir reden, das ist mir sehr wichtig.“
Es bleibt mehr als erstaunlich, wie Machulla, sein Co-Trainer Mark Bult und die Mannschaft die enormen Verwerfungen der letzten zwei Jahre bewältigt und dabei zwei Meisterschaften gewonnen haben. Neun Spieler und der Trainer sind seit dem Sommer 2017 ausgetauscht worden. Allein das hätte manchen Verein bewogen, größere Ambitionen zunächst hintenanzustellen.
Zumal einige Neulinge ohne Bundesligaerfahrung darunter waren. „Es ist ja einfach, einen Topspieler zu verpflichten. Da weißt du, was du kriegst. Aber jemanden zu holen, der noch nie in der Bundesliga gespielt hat – das ist ein Wagnis“, sagt Machulla. Umso schöner, wenn es sich lohnt: „Was mir wirklich Freude macht, ist die Entwicklung von Leuten wie Torbjörn Bergerud, Johannes Golla, Simon Hald, Magnus Röd – das ist das, was mich motiviert.“
Große Herausforderung: Neues Abwehrsystem
Aber es passierte noch viel mehr. „Wir haben ein neues Abwehrsystem installiert. Wir haben im Angriff viele Bewegungen neu eingebaut, spielen viel kürzere Angriffe. Wer sich mit Handball auskennt, sieht, dass wir unser Grund-Angriffsspiel komplett geändert haben. Das war die große Herausforderung“, sagt Machulla.
Es musste sein. „Wer Titel holen will, muss schwer auszurechnen sein“, sagt der SG-Trainer. Früher hätten Gegner „zu 99 Prozent“ davon ausgehen können, dass sie auf eine Flensburger 6:0-Deckung treffen. „Mit der 5:1 haben wir die Aufgabe für den Gegner auf ein neues Niveau gesetzt“, stellt Machulla fest.
Viel Feintuning war nötig. Im Sommer 2018 hatte der SG-Trainer Stress. „In der Vorbereitung haben wir nicht gut gespielt. Manchmal saß ich im Bus und fragte mich, ob wir etwas komplett Neues machen müssen“, schildert Machulla seine Gedanken. „Ich hatte das Gefühl, dass es ein sehr langer Prozess der Eingewöhnung werden würde.“
Er grübelte, beriet sich mit Mark Bult und entschied: „Das, woran wir glauben, ist der richtige Weg. Wir ändern nichts, die Spieler müssen sich an unsere Idee vom Handball gewöhnen.“ Göran Johannessen etwa, der staunte, wie viel Fokus auf der Abwehr liegt. Auch Keeper Bergerud fremdelte mit der SG-Defensive. Inzwischen wäre es ihm lieb, wenn Norwegens Nationalmannschaft so spielen würde.
Was passiert mit der SG ohne Tobias Karlsson und Rasmus Lauge?
Am Ende hatten alle Machullas Philosophie und Plan vom Spiel verinnerlicht. Was kommt nun? An eine SG ohne Tobias Karlsson und Rasmus Lauge muss man sich gewöhnen. Machulla bleibt gelassen: „Viele haben gefragt: Was passiert mit der SG ohne Mattias Andersson? Dann hört er auf und nach vier Spieltagen ruft die ganze Halle ,Buric, Buric!’“
Der SG-Trainer erwartet, dass andere Akteure den Raum nutzen, den Lauge freimacht: „Göran Johannessen und Jim Gottfridsson wird es gut tun. Michal Jurecki ist so erfahren, der macht sein Ding und braucht keine Streicheleinheiten.“
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Auch Karlsson sei sportlich zu ersetzen: „Hald und Golla mit ihrer körperlichen Präsenz werden das hinkriegen.“ Der Kapitän, die Persönlichkeit, der Mensch, der für jeden da war – da wird es fast unmöglich, Karlsson ebenbürtig zu sein. „Das kann keiner allein, diese Lücke müssen wir alle gemeinsam schließen“, sagt Machulla, der noch überlegt, ob er Jim Gottfridsson oder Lasse Svan die Spielführerbinde geben soll.
Konkreter ist schon der Ersatz für Lauge als Spitze der 5:1-Abwehr : „Da sehe ich Göran Johannessen und Simon Jeppsson. Beide verstehen das Spiel und sind schlau genug, die Angreifer dahin zu schieben, wo wir sie haben wollen“, sagt Machulla, der das Sorgenkind Jeppsson unbedingt besser einbinden will.
Das Problem bisher war einerseits der Spezialistenwechsel von Karlsson, andererseits, dass Jeppsson in der Abwehr zu passiv agierte. „Zwei Wechsel möchte ich nicht haben. Ich muss einen Weg finden, wie ich Simon in der Abwehr einsetze. Die 5:1 mit ihm vorn ist da erstmal keine dumme Idee."