Geld wirft doch Tore...

[Jegvan]

Sportwissenschaftlich bestätigt: "Geld wirft doch Tore"

Daniel Brack absolvierte neben seiner Spielertätigkeit beim TV Großwallstadt ein Studium zum Diplom-Sportwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Management im Leistungssport. Im Rahmen seiner Diplomarbeit mit dem Titel "Management in der 1. Handball-Bundesliga" am Institut für Sportwissenschaft der Universität Stuttgart untersuchte er Erfolgsfaktoren des Managements im Spitzenhandball. Ein Ergebnis: "Geld wirft doch Tore", denn zu 90 Prozent hängt die Abschlußplatzierung von der Höhe des zur Verfügung stehenden Etats.

Hierzu wurde von ihm ein Fragebogen entwickelt, der in die drei Managementbereiche Marketing, Finanzen und Sport untergliedert ist. Die vereins- und branchenspezifische Auswertung des von allen Erstligisten beantworteten Fragebogens hat zu einer Vielzahl neuer interessanter Erkenntnisse über die aktuelle Managementpraxis geführt. Die unter anderem vom Göppinger Finanzmanager Gerd Hofele betreute Arbeit wurde von Prof. Dr. Klaus-Peter Brinkhoff mit der Note sehr gut bewertet.

Exemplarisch soll im Folgenden aus dem Managementbereich Sport aufgezeigt werden, welcher Verein seine wirtschaftlichen Voraussetzungen (Etat) am besten in sportliche Erfolge (Saisonpunktzahl) umsetzt. Zur Berechnung einer Effizienztabelle wurde ein Quotient aus der Höhe des Jahresetats und der erreichten Saisonpunktzahl errechnet. Je weniger Geld für einen erreichten Punkt investiert werden muss, desto höher ist die Effizienz des Sportmanagements. Die Etathöhe wurde aus einer in der Handball-Woche veröffentlichten Schätzung abgeleitet (Bremer, 2005, S. 3). In diesem Zusammenhang treten zwei Probleme auf. Zum einen sind diese Etatangaben fehlerbehaftet und zum anderen müsste für eine valide Berechnung weniger der durch beispielsweise hohe/niedrige Hallenkosten beeinflusste Etat als vielmehr die Personalkosten für den Gesamtbereich Sport berücksichtigt werden. Trotz dieser Einschränkungen lässt das verwendete Verfahren eine grundsätzliche Bewertung der Effizienz des Managementbereichs Sport zu.

Die in der folgenden Tabelle dargestellten Werte variieren zwischen den Polen 48.684 Euro Ausgaben pro Punkt und 138.235 Euro Ausgaben pro Punkt. Insbesondere die Vereine Großwallstadt, Nordhorn und Melsungen arbeiten mit hoher Effizienz im Sportmanagement. Potenzielle sportliche Erfolgsursachen sind vor allem die Bereiche Personalpolitik, Trainings- und Wettkampfsteuerung sowie Coaching. Demgegenüber ist bei den Vereinen in Hamburg, Delitzsch und Wetzlar ein wenig effizientes (finanzielles) Aufwands- (sportliches) Ertragsverhältnis zu konstatieren.

Effizienztabelle der Saison 2005/06
Platz Verein Kosten p. P. in € Etat in Mio € Punkte
1.) Großwallstadt 48.684 1,85 38
2.) Nordhorn 55.555 2,00 36
3.) Melsungen 58.333 1,40 24
4.) Göppingen 60.810 2,25 37
5.) Düsseldorf 61.904 1,30 21
6.) Magdeburg 63.462 3,30 52
7.) Kronau/Ö. 65.789 2,50 38
8.) Minden 76.190 1,60 21
9.) Wilhelmshaven 78.947 1,50 19
10.) Flensburg 80.000 4,40 55
11.) Nettelstedt 80.769 2,10 26
12.) Pfullingen 81.250 1,30 16
13.) Kiel 85.484 5,30 62
14.) Gummersbach 87.037 4,70 54
15.) Lemgo 88.000 4,40 50
16.) Wetzlar 102.632 1,95 19
17.) Delitzsch 120.000 1,20 10
18.) Hamburg 138.235 4,70 34


Neben der vorgestellten Effizienzanalyse wurde im Sportmanagement die Nachwuchsarbeit detailliert untersucht. Im Vergleich mit anderen Sportarten weist dieser Bereich teilweise gravierende Defizite auf. So wird in einigen Bundesligavereinen keine oder nur wenig Jugendarbeit geleistet. Im Finanzbereich wurde die sportliche Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Voraussetzungen analysiert. Eine korrelationsstatistische Zusammenhangsanalyse zeigt, dass ein sehr großer Zusammenhang zwischen Etat und dem sportlichem Erfolg besteht. Der Etat erklärt knapp 90% des Tabellenranges. Somit "schießt Geld eben doch Tore".

Quelle: http://www.handball-world.com/o.red.c/n ... swahl=4290