SG FLENSBURG-HANDEWITT
Tobias Karlsson über Respekt, Defensivarbeit und seine letzte Saison – Quelle:
https://www.shz.de/23507237Die Fans der Rhein-Neckar Löwen applaudieren für den SG-Kapitän, der im Interview vor zu viel Euphorie warnt.
Mannheim | Tobias Karlsson ist glücklich. In der Mixed Zone der SAP-Arena fachsimpelt der Kapitän und Abwehrchef der SG Flensburg-Handewitt nach dem 26:23-Erfolg seiner Mannschaft im Bundesliga-Spitzenspiel bei den Rhein-Neckar Löwen ausgelassen mit seinen schwedischen Landsleuten – und nimmt sich Zeit für ein Gespräch.
Tobias Karlsson, warum war der Sieg heute verdient?
Tobias Karlsson: Weil wir so Handball gespielt haben, wie wir es gerne tun. Wir haben von unserem Abwehrspiel profitiert und hatten mit Benjamin Buric den besseren Torhüter. Und dann ist Rasmus Lauge in den letzten zehn Minuten der Gewinner, der vorher so oft Andy Schmid gewesen ist. Das waren die Faktoren.
Es gab eine Phase, in der die Rhein-Neckar Löwen das Spiel beinahe gedreht hätten. Es wurde laut in der Halle, unruhig auf dem Feld. Ist es die entscheidende Qualität der SG, in diesen Situationen cool zu bleiben?
Die bisherige Saison hat uns viel Selbstvertrauen gegeben. Wir haben viele knappe Spiele erlebt und auch, dass es nach einer komfortablen Führung wieder eng werden kann. Wir wissen, wie es ist, diese knappen Spiele trotzdem zu gewinnen. Das hat uns auch heute gestärkt.
Im Hinspiel hat die Abwehr den Löwen-Angriff auf 20 Tore gedrückt, heute auf 23. War die Deckung in all Ihren Jahren bei der SG jemals so gut wie jetzt?
Wir haben viele verschiedene Spielertypen in der Mannschaft. Dadurch können wir unterschiedliche Formen von 6:0 spielen, aber mit Rasmus Lauge auch die 5:1 einfließen lassen. Das macht uns definitiv noch stärker. Statistisch gesehen weiß ich nicht, ob das besser ist als sonst. Aber es fühlt sich gut an.
Sie wurden vor dem Spiel von den Löwen geehrt und haben viel Applaus von den gegnerischen Fans bekommen. Was bedeutet Ihnen das?
Ich konnte das leider kaum wahrnehmen, weil ich so kurz vor dem Anpfiff schon voll im Fokus war. Da war das schwer zu verstehen. Aber die Aktion der Löwen ist riesig und es freut mich unglaublich, dass sie die Aufmerksamkeit auf mein letztes Spiel hier gelegt haben.
Noch sieben Mal Bundesliga, mindestens zwei Mal Champions League. Merken Sie, dass sich die Karriere dem Ende zuneigt?
Schon. Körperlich merke ich sowieso, dass Mitte April und nicht mehr Anfang der Saison ist. Und überall, wo wir hinfahren, fahre ich zum letzten Mal hin. Das spüre ich. Und da ist so eine Geste wie von den Rhein-Neckar Löwen total schön. Aber das passiert nicht überall (lacht).
Was wünschen Sie sich für die restliche Saison?
Gesundheit für die Jungs und so viele Punkte wie möglich auf unserem Konto.
Das ist sehr defensiv formuliert...
Wir haben natürlich eine gute Ausgangsposition und geben alles für die Meisterschaft. Das Problem ist, dass es für einen Sieg in Mannheim nicht mehr Punkte gibt als in Göppingen, Kiel, Stuttgart, beim Bergischen HC oder zu Hause. Wir haben genauso viel Respekt vor den anderen Gegnern, die noch auf uns warten.
Wird besonders die Aufgabe in Göppingen unterschätzt?
Da haben wir gerade in der Kabine drüber gesprochen. Es ist uns ganz ganz klar, dass es da so schwer wird wie heute. Und davor ist am Mittwoch ja auch noch Veszprem. Bis zum Saisonende kommt jetzt alle drei Tage eine harte Aufgabe. Wir müssen fokussiert und im Kopf vorbereitet sein.
Sie haben Veszprem angesprochen. Nur drei Tage nach so einem großen Sieg in der Bundesliga schon Viertelfinale in der Champions League. Ist es schwer, den Schalter umzulegen?
Wenn wir heute Nacht nach Hause kommen und der neue Tag anfängt, ist es nicht mehr so schwierig. Den Rhythmus kennen wir, wir haben das so oft erlebt.
Wie schätzen Sie die Chancen der SG ein? Mit welchem Ergebnis im Rücken würden Sie gerne nach Ungarn fahren?
Veszprem hat eine starke Mannschaft. Ich glaube, wir brauchen mindestens fünf bis sieben Tore Vorsprung, um dort zu bestehen. Das wird da unten die Hölle sein. Für so einen Vorsprung muss bei uns aber alles passen.