von Kay » 15.11.2019, 17:09
ZURÜCK BEI DER SG FLENSBURG-HANDEWITT
SG-Legende Lars Christiansen: „Ich will nicht nur eine Galionsfigur sein“
Flensburg | Rekordtorjäger, Publikumsliebling, Clublegende – und nun Mitglied des Trainerstabes: Seit dieser Woche verstärkt der Däne Lars Christiansen bei der SG Flensburg-Handewitt das Kompetenzteam um Maik Machulla und Mark Bult und wird auch eng mit Geschäftsführer Dierk Schmäschke zusammenarbeiten. Unser Redakteur Holger Petersen sprach mit dem 47-jährigen Handball-Idol, das von 1996 bis 2010 in 626 Pflichtspielen unglaubliche 3996 Tore für die SG erzielte.
Herr Christiansen, willkommen daheim! Einmal Flensburg, immer Flensburg?
Ja, es ist wirklich ein bisschen so, als komme ich nach Hause. Die SG ist mein Verein, ich habe ein Drittel meines Lebens mit ihr verbracht. Als die SG vor kurzem in Aalborg gespielt hat, schlug mein Herz allein für Flensburg.
Wieso gerade jetzt dieser Schritt?
Direkt nach dem Ende meiner aktiven Karriere wollte ich unbedingt vom Handball weg und etwas anderes machen. Das tat mir gut. Danach gab es immer mal wieder Angebote von dänischen Vereinen. Aber ich war ganz einfach nicht bereit dazu. Jetzt merke ich: Mein Herz sagt ja, der Zeitpunkt ist richtig. Ich habe, als die SG auf mich zukam, schnell gemerkt, dass zwischen Maik, Mark, Dierk und mir die Chemie stimmt. Ich glaube, wir haben dieselbe Philosophie. Das ist für mich eine traumhafte Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte.
Wie intensiv haben Sie die SG in den vergangenen Jahren verfolgt?
Ich habe ihren Werdegang immer verfolgt, die Berichte gelesen und war mindestens vier, fünf Mal pro Jahr in der Flens-Arena. Zu manchen Spielern wie Lasse Svan und nun Jacob Heinl ist der Kontakt nie abgerissen. Ich hatte stets das Gefühl, nah dran am Verein zu sein.
Nun sind Sie – siehe der Trip mit der SG nach Lemgo – wieder mittendrin statt nur dabei...
Ach ja, die viele Reiserei habe ich bestimmt nicht vermisst. Aber das Gefühl, ganz nah bei der Mannschaft zu sein, dieses Kribbeln vor dem Spiel.
Es kribbelt also.
Ich bin gekommen, um etwas zu bewegen. Und zwar mit 100 Prozent Einsatz. Ich weiß, dass ich das kann. Ich will nicht nur eine Galionsfigur sein, die von guten, alten Zeiten erzählt, sondern will die Zukunft mitgestalten.
Welche Aufgaben werden Sie übernehmen?
Ich werde mich ums Scouting kümmern und Spieler beobachten, um herauszufinden, ob sie die richtige Einstellung haben und zur Philosophie der SG passen. Ich werde Botschafter des Vereins bei der Sponsorensuche und Sponsorenpflege sein. Und natürlich auch Maik bei der alltägliche Arbeit mit dem Team unterstützen.
Also eine Art Außenminister der SG in Skandinavien. Sie sind in Bezug auf Handball bestens in Nord-Europa vernetzt...
Das kann man wohl so behaupten. Nicht zuletzt, weil kurioserweise mit Nikolaj Jacobsen, Glenn Solberg und Christian Berge drei meiner besten Freunde die Nationaltrainer Dänemarks, Schwedens und Norwegens sind.
Sie wohnen in Juelsminde, das ist etwa eineinhalb Autostunden von Flensburg entfernt. Wie häufig werden Sie beim Team sein?
Die Entfernung ist kein Problem. Ich werde versuchen, ein paar Mal in der Woche beim Training zu sein, dann natürlich bei allen Heimspielen. Und Auswärtsspiele, wenn es Sinn macht.
Was ist mit Ihren anderen Jobs?
Meinen Job als TV-Handball-Experte habe ich schon vergangenes Jahr an den Nagel gehängt. Ich werde weiterhin Vorträge halten und Botschafter zweier Unternehmen bleiben, das lässt sich mit meiner Aufgabe bei der SG gut koordinieren. Allerdings werde ich meine Anteile an der Spielerberater-Agentur (unter anderem sind dort Lasse Svan, Torbjörn Bergerud, Jacob Heinl, Anders Zachariassen, Rasmus Lauge und Thomas Mogensen unter Vertrag, Anm. d. Red.) meinem Partner Christian Henriksen komplett übertragen, um möglichen Interessenkonflikten aus dem Weg zu gehen.
Abschließende Frage: Sie haben 3996 Tore für die SG erzielt. 4000 hört sich besser an. Und die SG hat diese Saison ein Siebenmeterproblem. Wie ist es noch um die Wurfkünste des einst sichersten Siebenmeterschützen der Welt bestellt?
(lacht) Ich denke, das klappt noch ganz gut. Ich war in der vergangenen Saison sogar als Siebenmeter-Experte für GOG Svendborg tätig. Aber nein. Die Zeiten sind vorbei. Und 3996 hört sich doch auch nicht schlecht an, oder? Außerdem müsste dann später eine neue Tafel mit meinen Daten vor der Flens-Arena angeschafft werden. – Quelle SHZ
Liebe SG, die Hauptsache am Wind: immer eine Handbreit Wasser über Kiel.