Artikel Boy Meesenburg

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Artikel Boy Meesenburg

Beitragvon Kay » 17.12.2019, 13:46

Im SHZ erschienen, geschrieben vom langjährigen SG- Experten Jan Wrege. Jeder bei der SG hat da wohl so seinen Anteil, ohne Zweifel die Sportler den meisten, aber die Weichen müssen schon richtig gestellt sein!

INSIDE SG FLENSBURG-HANDEWITT
Boy Meesenburg zwischen höchstem Glück und harten Rückschlägen
Der Job als Chef beim Deutschen Handball-Meister SG Flensburg-Handewitt erfordert viel Geduld, einen kühlen Kopf und gute Nerven.

Flensburg | Handball made in Schleswig-Holstein steht für höchste Qualität. Der aktuelle deutsche Meister SG Flensburg-Handewitt und der Rekordtitelträger THW Kiel gehören international zu den besten Adressen. Sie wären nie so gut geworden ohne die besondere Rivalität als Motor ständiger Optimierung.

Boy Meesenburg, der Chef der SG Flensburg-Handewitt, sagt: Es gab mal eine klare Rangordnung in Schleswig-Holstein: Kiel ganz oben – und in Flensburg und Bad Schwartau wurde auch ein bisschen Handball gespielt. Sich daran zu reiben, diese Rangordnung zu knacken, auf Augenhöhe mit Kiel zu kommen – das hat uns sehr stark geprägt. Meesenburg steht beispielhaft für die Protagonisten, die hinter den Kulissen den Spitzenhandball im Norden in den vergangenen drei Jahrzehnten vorangetrieben haben.

„Man muss Herz und Verstand in Einklang bringen“, hat Meesenburg gelernt. Gute Nerven sind auch zu empfehlen, wenn man einen Profi-Sportverein führt. Im besten Fall erlebt man höchste Glücksgefühle. Das ist nicht planbar. Garantiert sind nur bittere Rückschläge. Meesenburg hat in 27 Jahren als Sponsor und Funktionär der SG Flensburg-Handewitt alle Höhen und Tiefen erlebt.

„Oft“, antwortet er auf die Frage, ob er mal überlegt hat, ob er sich das weiter antun soll. „Man wundert sich, mit welcher Wucht von Unsachlichkeit und negativen Emotionen man bei Misserfolgen konfrontiert wird – so nach dem Motto: Hier hast du meine Dauerkarte, tschüs. Dann fragt man sich: Habe ich gestern drei Tore zu wenig geschossen?“

Es ist ja nicht so, dass er unbeschäftigt wäre, wenn er das mit dem Handball lassen würde. Er führt ein Unternehmen mit 500 Mitarbeitern. Aber der Handball wird Boy Meesenburg nicht loslassen. Der Sport wird ihn nicht loslassen. Man sieht ihm an, dass er aktiv ist, der 57-Jährige wirkt topfit und drahtig.

Rudern war sein früher Sport. „Mein Vater hat mich geprägt und mir die Leidenschaft für das Rudern vermittelt“, sagt Meesenburg. Ein vierter Platz bei der deutschen Meisterschaft im Doppelzweier ziert seine Bilanz als Leistungssportler.

Heute reizen ihn die Ausdauerdisziplinen. Er hat den legendären Wasa-Lauf in Schweden auf Langlauf-Ski bestritten, das mehr als 300 Kilometer lange Radrennen „Seeland Rund“ in Dänemark gefahren, und er hat so um die 30 Marathons bewältigt. „Es ist eine Freude, mit Gleichgesinnten an den Start zu gehen“, sagt Meesenburg. Das Lauffieber packte ihn in den 1980er-Jahren, als der Marathon für Massen populär wurde. Er lief in Berlin und, als er zwei Jahre beruflich in den USA war, auf Hawaii und in New York.

„Meine Bestzeit waren 2:58:02 Stunden in Berlin. Damit kommt man unter die ersten 500 von über 12 000 Läufern – darauf bin ich total stolz“, sagt Meesenburg und wirft ein Schlaglicht auf seinen sportlichen Ehrgeiz. Ein anderes Jahr in Berlin: „Da kam ich in 3:00:53 an. Als ich die Uhr auf dem Ku’damm auf ,3’ springen sah, war das ein schmerzhafter Moment.“

Noch viel unangenehmer sind ihm Siege des THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt. In seinem Büro steht eine Replika des DHB-Pokals, den die Flensburger vier Mal gewonnen haben. Auch andere Sieger sind da eingraviert, nur die Jahre mit dem Rekordpokalgewinner THW Kiel fehlen, worauf Meesenburg lächelnd hinweist. Er steht dazu, dass er bei der Rivalität bisweilen über die Stränge geschlagen ist. Sagt aber auch: „Heute reden wir nicht mehr von Feindschaft. Ich bin sogar mit dem Kieler Aufsichtsratsvorsitzenden Marc Weinstock befreundet – das zeigt doch, dass ich gereift bin.“ Meesenburg und Weinstock, Chef der BIG-Bau-Unternehmensgruppe, sind Geschäftspartner, gemeinsam unterstützen sie den Handball-Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau.

Die Gegnerschaft zwischen Flensburg und Kiel wollen wir uns aber bewahren – das treibt unsere Mannschaften zur Höchstleistung. Wenn es dazu dient, dass immer einer von uns beiden Meister wird und nicht die Rhein-Neckar Löwen, dann soll es so sein. Es war nicht immer vernünftig, was das ewige Duell hervorgebracht hat. Es hatte harmlos angefangen. Flensburger Geschäftsleute engagierten sich im Handball, nachdem die SG Weiche-Handewitt und der TSB Flensburg 1990 fusioniert hatten. Meesenburg kam 1992 dazu, als er nach acht Jahren in Lübeck nach Flensburg zurückkehrte: „Die SG half mir, wieder heimisch zu werden. Über den Sport findet die Identifikation mit dem Heimatort statt.“

Die SG Flensburg-Handewitt war zu der Zeit ein „Fahrstuhlverein“. Drei Mal aufgestiegen, ein drittes Mal abgestiegen und doch gerettet, weil der TSV Milbertshofen pleite ging. Als mit der Münchner Lizenz auch noch der Weltklassetorhüter Jan Holpert 1993 zur SG wechselte, begann der Aufstieg zum weltweit respektierten Spitzenverein. „Dass wir heute so dastehen, ist die Summe aus sportlichen Erfolgen, aber auch die Summe aus der Bewältigung größter Krisen“, sagt Meesenburg. 2009 hatte sich die SG im Wettrüsten mit den Kielern fast erschöpft, die Insolvenz drohte. Die Profi-Gehälter wurden gekürzt, aber das reichte nicht.

„Es stand Spitz auf Knopf. Ich weiß noch, wie wir da wie begossene Pudel saßen und mit persönlichen Bürgschaften die Kredite der SG absichern mussten“, erzählt Meesenburg. „Aber es fanden sich Freunde, die sagten, wir lassen euch nicht alleine. Das sind Leute, denen heute ein Teil der Meisterschale gehört“, betont der Vereinschef. Die Funktionsbezeichnung hört er nicht so gern, aber: Es muss ja einen geben, der letzte Instanz ist. Vorher suche ich die Lösungen in der Gemeinschaft. Es war klug von uns, in den Beirat Menschen zu holen, die Unternehmen als Inhaber führen, die langen Atem und Werte kennen.

Nach dem Schock von 2009 schlug die SG den Weg der Konsolidierung ein. Heute ist alles ausgestanden. „Wir haben gelernt. Wir machen nicht die ganz großen Transfers“, sagt Meesenburg. Es komme vor, dass ein Sponsor sagt, jetzt müsse man aber mal Mikkel Hansen holen, den dänischen Weltstar. „Da frage ich: Bezahlst du Mikkel Hansen? Das Ergebnis ist dann, dass wir Mikkel Hansen nicht holen. Das ist mit diesem Beirat und mit mir nicht zu machen. Ich werde nicht für ein paar gute Jahre die Zukunft der SG gefährden.“

Der lange Atem. Boy Meesenburg sagt, dass ihm der eigene sportliche Hintergrund nützt. „Es hilft mir, zu begreifen, was im Handball getan werden muss, um auf den Punkt fit zu sein. Auch im Geschäftsleben stellen sich die großen Erfolge nur langfristig ein. Auch als Unternehmer bist du im übertragenen Sinn mal bei Kilometer 30 wie im Marathon oder bei 1300 Metern im Ruderrennen, und es ist noch so weit, dass du zweifelst, ob du es schaffst“, sagt Meesenburg. „Das zeichnet den mittelständischen Unternehmer aus, dass er nicht aussteigt, wenn es bei Kilometer 30 schwierig wird.“

Der Lohn im Handball sind Momente wie Köln 2014 – der Gewinn der Champions League. „Das war das absolute Highlight. Das kam so gänzlich unerwartet – ich dachte: Jetzt kann nichts Höheres mehr kommen“, erinnert sich Meesenburg. „Wenn ich jetzt sterbe, könnte ich sagen: Alles geschafft im Leben. Auf meinem Grabstein würde stehen: 2:58:02 und Champions-League-Sieger. Was will ich mehr? So habe ich mich gefühlt.“

Boy Meesenburg leitet den siebenköpfigen Beirat der SG Flensburg-Handewitt, der seit 2011 die strategische Führung des Bundesligisten innehat und über der operativen Geschäftsführung steht. Als Unternehmer führt Meesenburg die Jacob Sönnichsen AG mit 500 Mitarbeitern in 20 Filialen und 200 Millionen Euro Jahresumsatz als Alleininhaber. Zum Geschäftsfeld gehören Baustoffhandel („Jacob Cement“) und Immobilienaktivitäten (u.a. Gartenstadt Flensburg, Hotel Hafen Flensburg, Dünenpark List auf Sylt).

Sein großes Herz für den Sport zeigte sich nicht nur im Engagement bei der SG. Seit vielen Jahren ist er Sponsor des VfL Lübeck-Schwartau, darüber hinaus fördert Jacob Cement den Handball an fast jedem Standort. Auch dem Rudersport ist Meesenburg eng verbunden. Er unterstützt die Vereine in Flensburg und Lübeck sowie seit drei Jahren den aktuellen Schlagmann des Deutschland-Achters, den Schweriner Hannes Ocik. „Für mich ist der Schlagmann des deutschen Achters immer einer der Weltsportler“, sagt Meesenburg.

– Quelle: https://www.shz.de/26722387 ©2019
Liebe SG, die Hauptsache am Wind: immer eine Handbreit Wasser über Kiel.
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