von nur ein beitrag » 16.04.2013, 02:21
Hallo
Seit ich in frühester Kindheit an den Handballsport herangeführt wurde bin ich Anhänger der SG. Aus diesem Grunde habe ich hier auch jahrelang die ein oder andere Diskusion hier mitgelesen und mir ein Bild über die Stimmung innerhalb der Fanszene unseres aller Lieblingsteam zu machen. So manchen Beitrag fand ich persönlich informativ, andere wiederrum unangebracht. Vor allem wenn es Diskusionen gab die das Sportliche verlassen haben, ist mir aufgefallen, dass die Diskusionen unsachlich geführt wurden. Oft hab ich mich dabei erwischt, dass ich gerne auch meinen Senf dazu gegeben hätte. Bis heute hab ich es sein gelassen, da es in meinem Augen die Aufregung nicht wert gewesen wäre. Ansichten und Meinungen sind nun mal unterschiedlich und über das Medium Internet sind solche Gespräche eher kontraproduktiv. Zu einer anständigen Redekultur gehört auch dass man auf die Mimik und Körpersprache des Gesprächspartners achtet um auch darauf eingehen zu können und ggf Missverständnissen vorzubeugen. Dies ist allein durchj das geschriebene Wort nicht möglich. Allerdings ist jetzt ein Punkt erreicht an dem ich jetzt auch mal etwas los werden will. Und ja, auch ich spreche meine Person nicht davon frei, evtl ebenfalls unsachlich zu werden.
Zunächst einmal ein großes Lob an baloo. Irgendwo bewundere Ich deine sportliche Kompetenz. Zumindest scheinst du mir mehr Anhnung vom Spiel auf der Platte zu haben als so mancher der auf der Tribüne ist. Zumindest bekomme ich dieses Gefühl immer wieder vermittelt wenn ich Diskusionen zum Spielgeschehen mitverfolge. Natürlich geht dieses Lob auch an User dieses Forums die ein ähnliches, wenn nicht sogar identisches Auge fürs Spielgeschehen haben wie baloo. Aber genau an dieserstelle komme ich zu dem Punkt den ich mal kritisieren muss.
Was baloo und sein "Forumsfreundeskreis" an sportlicher Kompetenz in dieses Forum bringen, schlägt in der Frage über Fankultur leider ins negative um. Da wird an eingen wenigen Dingen ein Weltbild konstruiert welches niemals mehr verwackelt, geschweige denn verändert werden darf. Man bekommt als relativ neutraler Leser immer wieder gerne das Bild vermittelt dass jeder, der nicht mindestens die Hälfte an Fachwissen über den Handballsport (gemessen an baloos Kompetenz), kein echter Fan der SG sein kann. Beliebtes Feindbild, inkl. regelmäsiger Unterstellung von sportlicher Inkompetenz diesen Leuten gegenüber, sind die akktiven Fans auf der Nordtribüne. Ich rede explizit nicht von den Ultras, ich meine jeden Fan auf der Nord, oder sonst wo in der Halle, der nicht jede nacht mit der "Handballwoche" und dem "Konter" unterm Kopfkissen schläft. Ich will aber auch nicht sagen, dass die Ultras kein Teil dieser Diskusion sind. Ich rede von aktiven Fans, eben weil es ausser den Ultras auch andere Fans treffen kann. ich hoffe ich hab mich halbwegs verständlich ausgedrückt um Missverständnisse vorzubeugen. Aber eigentlich ist mir dieser Kleinkrieg egal, ich möchte einfach mal einen Denkanstoss in beide Richtungen geben um für ein besseres Verständniss und mehr Miteinader zu werben. Ja, die aktiven Fans sind negativ aufgefallen. Ob das damals die Plakataktion (Judas) war, oder auch die Schlägerei mit den Fans aus Minden, oder diverses Gepöbel oder meinetwegen auch Sichtbehinderungen auf der Nord durch Fahnen...alles das sind sicherlich Gründe warum man sich über aktive Fans aufregen kann. Aber hat sich jemals einer die Frage gestellt warum die aktiven Fans so sind wie sie sind? ist es nicht so, dass ein Großteil der Leute die da Kritisiert werden noch etwas Jünger sind? Gott bewahre, das junge Alter soll keine Ausrede sein, aber haben die Kritiker sich jemasl die Frage gestellt, ob man in den Jungen Jahren seines Lebens nicht auch irgendwann oder irgendwo mal eine Grenze überschritten hat? Woher kommt das Verhalten der aktiven Fans? Genau wie die Menschen als solches sind Fans eben auch unterschiedlich. Der eine Hüpft lieber, der Nächste sitzt lieber, der Übernächste lässt seiner Leidenschaft freien lauf und schreit seine Verärgerung über einen missglückten Spielzug heraus. Dann ist da derjenige, der seinen Verein wie seine Familie ehrt, dem Anderen ist das vieleicht egal, da er nur ein Spiel sehen will und dann ist da noch Jemand bei dem Ganze fast schon religösfundamentalistische Züge annimmt. In die Campushalle (ich weigere mich Flensarena zu sagen, ich hasse Arenen) gehen 6.500 Leute soweit ich weis rein. Dass heisst, dass jedesmal 6.500 unterschiedliche Charaktere dort auflaufen. Ich kann die anderen 6.499 Menschen nicht auf meine Weltanschauung gleichschalten, das will ich auch gar nicht. Ich seh es einfach nen bischen gelassener und das sollten so manche auch mal tun. Wie gesagt dieser Text richtet sich auch an die aktiven Fans. Fankultur ist so unterschiedlich wie die Menschen die sie gestalten.
Was aber der eigentliche Grund für meinen Beitrag ist, ist die Tatsache, dass hier eine zum Himmel schreiende Unverhältnismasigkeit geduldet und sogar gelobt, bzw bagatellisiert wird. Ich rede von dem Polizeieinsatz am Wochenende in Hamburg. Ich war da ich hab das Elend gesehen. Von meinem Standpunkt hab ich die Vorgeschichte folgendermasen gesehen: Nen paar Leute haben ihr Bier im Laufe der Zeit verschüttet und der ganze Bodensatz ist halt abgelaufen. Passiert jede Woche, ist normal und eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Nach kurzer Zeit stürmen Polizisten Knüppelschwingend den Block um an 5 vieleicht 6 der vermeintlich Verantwortlich ranzukommen. Jeder der im Weg steht oder nicht schnell genug aus der Schlagdistanz verschwinden kann wird umgehauen. Sich jetzt hier hinzustellen und zu schreiben
"Tja, wenn den Anweisungen der Hallen-Ordnungskräfte nicht Folge geleistet wird und die Unterstützung rufen müssen, muss man halt mit härterer Gangart rechnen...",wie es in einem anderen threadpassiert ist, hat eindeutig das Prinzip des Rechtstaates nicht Verstanden. Trotz Terrorwarnung, Angst vor Störern oder sonstigen Verbrechern gilt man in diesem Land so lange als unschuldig bis die Schuld bewiesen wurde. Einfach im Vorfeld eine Bestrafung zu verhängen, in diesem Fall das Freiknüppeln des Weges zu den Verdächtigen, verstößt gegen jedes Gesetz. Leider sitzen in der Modernen Rechtsprechung Executive und Judicative so eng beieinander, dass Gesetzesverstöße von Seiten des Staates nicht geahndet werden. Und das Bild was die modernen Medien zeichnen trägt leider auch nicht dazu bei, dass sittliche Empfinden der Gesellschaft zu sensibilisieren. Daher ist es in meinen Augen nicht verwunderlich, dass eine solche so kurz gedachte Denkweise hier Verbreitung findet. Dennoch bin ich erschüttert und muss das mal los werden. Was mich ebenso erschüttert ist die Bagatellisierung des Wandels vom Rechtsstaat in einen Überwachungsstaat. Jahrelang wurde hier gezetert über den Unrechtsstaat der DDR, diese ganze Stasi und MfS das geht doch nicht, sowas soll es in Deutschland nie mehr geben...Heute heissen die Stellen BND, MAD, Landesamt für Verfassungsschutz und Bundesamt für Verfassungsschutz. Das Prinzip ist das selbe: Sammeln von Informationen über möglichts viele Bürger, alles unter dem Vorwand uns vor Terror beschützen zu wollen. In der DDR wollte man die Brüder und Schwestern vor dem bösen Faschisten schützen. Merkt ihr was? Raider heisst jetzt auch Twix... Und nur weil jemand diesen Überwachungsstaat im zusammenhang mit Fussball oder Handball kritisiert, ist diese Person eben NICHT selber schuld.
Übrigends; Kommerzdebatte hin oder her, ein Sport1 Internetabo wird niemals ein vergleichbarer Ersatz für das Erlebniss eines Hallen oder Stadionbesuches sein.
Ich weis, dieser Text wird garantiert auch zerpflückt bis auf das letzte Wort und sicherlich gibt es auch an meiner Haltung etwas zu kritisieren. Ich habe eingangs erklärt warum ich mich im Internet keiner Diskusion stelle. Wer sich mit mir bei nem Bier in ruhe mal über Fankultur, Poltik oder Handball oder Fußball unterhalten will, der darf mir gerne hier im forum eine PN schicken, dann können wir uns ja irgendwo in einer Kneipe oder in der Halle treffen. Ich würde sogar ein Bier ausgeben um mal ne sachliche Diskusion von Angesciht zu Angesicht zu führen.
Ich wünsch euch allen eine gute Nacht und viel Glück auf euren Weiteren Wegen.