Dass der Prophet im eigenen Lande nichts gilt, musste Ex-Spieler Dierk Schmäschke, dem ein vermeintlich provinzielles Lehrer-Image anhing, leidvoll erfahren, als der erste spektakuläre Managerwechsel bei der SG über die Bühne ging. Dieser Rauswurf entpuppte sich jedoch für den weitsichtigen Handballmacher als erstaunlicher Karriereschub, bugsierte er doch von nun an in der Elbmetropole mit Geschick und den richtigen Kontakten die Schwartauer Konkursmasse zielgerichtet in den Handball-Olymp. Der für ihn bei der SG vorzeitig verpflichtete Ex-Kieler Thorsten Storm erntete mit dem vorhandenen Spielerpotential der Schmäschke - Ära flugs 2004 die Deutsche Meisterschaft. Dies öffnete ihm nicht nur die Herzen der Fans, sondern auch die Kassen des Vereins und so schraubte er getreu dem Motto "think big" die Ausgabenseite in bis dato noch nicht bekannte Höhen, um den Erfolg in Flensburg dauerhaft zum Bleiben zu zwingen. Sein "Alles ist machbar-"Optimismus und das frische, sympathische "Traum aller Schwiegermütter-"Image beförderten achtbare Einnahmeerfolge in neuen Sposorenfeldern, ohne jedoch dauerhaft so viel zu requirieren, wie er ausgab. Folgerichtig wurde auch er freigestellt und nach einer wenig erfolgreichen, hausgemachten Interimslösung lotste man aus Ostwestphalen den verlorenen (älteren) Holpert-Sohn an die Förde. Der verstand es tatsächlich in seiner unnachahmlichen Art, jeglichen Ort mit seiner omnipräsenten Aura derart schnell und vollständig zu füllen, dass darin nun kein Platz mehr für aufkommenden Zweifel oder nennenswerten Widerspruch vorhanden war. Das Auditorium sonnte sich in seinem Glanz und hing gebannt an seinen Lippen, bereit, ihm alles abzukaufen. Dieses strahlende, extrovertierte Managerprinzip schien finanziell äußerst lukrativ, jedoch stellte der Ex-Lemgoer den Ex-Kieler hinsichtlich der Ausgaben noch deutlich in den Schatten. Als wenig förderlich erwies sich dabei die sportliche Stagnation seit 2004, die trotz partieller Erfolge gefühlt als rückläufig empfunden wurde. So war die Zeit reif für den Magdeburger Sanierer, der im Bördeland nicht nur aufgrund der wenig geliebten Sparpolitik geschasst wurde. Als er den verwöhnten Ballwerfern von der Förde einen fast 15%igen Gehaltsverzicht scheinbar widerstandslos aus den Rippen leierte, bescherten ihm sein haushalterisches Geschick und das CL-Quali-Geschenk des Per Carlen einen kurzzeitigen Anfangserfolg. Dies konnte er jedoch als Chef-Verkäufer der Marke SG fortan nicht bestätigen, da seine persönliche Ausstrahlung und das öffentliche Auftreten weder Aufbruchsstimmung noch Investitionslust in der Sponsorenschaft schürten; aktuell nur schwer nachvollziehbare Trainerlösungen inklusive. Erfolgreiche Marketingstrategien vertragen sich äußerst selten mit einem Finanzbeamten-Image. Insbesondere kommunikative Fähigkeiten wären gefordert, um echte Typen mit langfristigen Erfolgsperspektiven zu halten (Mocsai, Szilgyi, Rasmussen statt Vater und Sohn Carlen, Sjöstrand). Aber die Beziehungsebene ist nicht des Managers Komfortzone. Ja-Sager und Opportunisten sind für Geschäftsführer nutzlose Begleiter und sorgen für ein klüngelndes, beratungsresistentes, wenig innovatives Umfeld.
Die SG hat seit Jahren kein Trainer-, sondern ein zugegebenermaßen abwechslungsreiches Managerproblem.