von Marco Winterfeldt » 02.03.2010, 10:27
Auf handball-world.com gibts ein Interview mit Alen:
Er war seinerzeit der teuerste Transfer der Bundesliga. Für die geschätzte Ablösesumme von rund 700.000 Euro wechselte der Montenegriner Alen Muratovic vor der Saison 2008/2009 von BM Valladolid zur SG Flensburg/Handewitt. Doch sein Potential konnte der Rückraumspieler in Flensburg nie zeigen, mittlerweile gilt Muratovic als größter Pechvogel in der Vereinsgeschichte, eine schwere Verletzung an der Schulter, zugezogen in einem Vorbereitungsspiel, zwingt ihn seit über einem Jahr zum Zuschauen. handball-world.com sprach mit dem Rückraumshooter, der in Flensburg noch einen Vertrag bis Sommer 2012 besitzt.
Herr Muratovic, die erste Frage geht natürlich nach ihrer Gesundheit. Wie geht es Ihnen?
Alen Muratovic:
Danke der Nachfrage. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich verspüre zwar noch Schmerzen in meiner lädierten Schulter und kann noch nicht richtig werfen. Aber das ist auf Grund der Schwere der Verletzung normal.
Sie sind seit über einem Jahr verletzt, wissen Sie überhaupt noch wann und wo Sie sich verletzt haben?
Alen Muratovic:
Wie könnte ich das vergessen? Es war der 16.1.2009. Bei einem Testspiel in Schwerin griff mir ein Gegenspieler in den Wurfarm. Es hat gekracht.... Wenige Tage später wurde ich operiert. Das ist jetzt über ein Jahr her. Die Zeit läuft.
Wie verliefen die weiteren Wochen nach ihrer Operation?
Alen Muratovic:
Unmittelbar nach der OP ist man der einsamste Mensch auf Erden. Man kann vor Schmerzen weder den Arm bewegen , noch schlafen. Das ist für einen Sportler die schlimmste Art des Daseins. In dieser Phase hatte ich tolle Unterstützung seitens meiner Familie, meiner Flensburger Freunde, meines Beraters Srdjan Skercevic.... Aber sie können den Schmerz nicht lindern. Nach ca. vier Wochen begann dann die Physiotherapie und der langsame und zähe Aufbau der Schulter. Ich bin da in Flensburg in sehr guten Händen.
Wie sieht heute ihr Tagesablauf aus?
Alen Muratovic:
Die Tage gleichen sich. Aufstehen, frühstücken, Behandlung, Training innerhalb der Mannschaft, Treffen mit Freunden und fachsimpeln über Handball. Wissen Sie: Ich bin Profisportler und seitdem ich denken kann trainiere ich morgens und abends mit ca. 14 Freunden, habe fast jedes Wochende den Wettkampf. Innerhalb einer Verletzung fällt genau dieser Lebensmittelpunkt weg.
Hinzu kommt, dass ein verletzter Sportler nicht aktuell ist. Man berichtet über Torerfolge, Paraden, Siege oder Niederlagen. Aber nicht über zwei Grad mehr Bewegungsfreiheit in der Schulter. Ab und zu wenn ich durch Flensburg spaziere fragen mich die Menschen wie es mir geht. Das sind dann meine kleinen Erfolge, Siege, welche mich motivieren, täglich an ein mögliches Comeback zu denken und daran zu arbeiten.
Werden Sie noch einmal Handball spielen?
Alen Muratovic:
Das ist ehrlich gesagt eine schwer zu beantwortende Frage. Es ist auf jeden Fall mein größter Wunsch. Sollte es ein Rezept geben, welches mich gesund macht, so werde ich dieses mit allen Mitteln verfolgen. Aktuell heißt es aber von Tag zu Tag zu schauen, engen Kontakt zu den behandelden Ärzten und Therapeuten zu halten und an mich glauben. Die Zeit wird es zeigen.
Flensburg hat für die laufende Saison bereits Petar Djordjic verpflichtet, einen Spieler dem nach Aussage der SG die Zukunft im Rückraum gehört, glaubt man in Flensburg nicht mehr an ein Comeback von Ihnen?
Alen Muratovic:
Zuerst denke ich, dass es nur unnötiger Druck für Petar wäre, ihn mit mir zu vergleichen. Zwischen uns liegen elf Jahre. Das sind im Sport 100 Leben. Er ist ein guter Junge mit exzellenten Voraussetzungen ein ganz grosser Spieler zu werden. Mein Wunsch wäre es nochmals mit ihm gemeinsam auf dem Platz zu stehen und Siege für die SG erringen.
Haben Sie noch Kontakt zur Flensburger Mannschaft?
Alen Muratovic:
Selbstverständlich. Wir sehen uns jedan Tag in der Halle und teilweise außerhalb. Flensburg hat ein sehr familiäres Umfeld.
Die SG spielt eine starke Saison, stimmen Sie zu?
Alen Muratovic:
Definitiv! Wir haben eine relativ junge Mannschaft. Knudsen und Christiansen sind körperlich 23 Jahre alt. (lacht) Wir stehen auf einem CL-Platz und sind im 1/4 Finale des Europapokals. Hätte uns das jemand vor der Saison zum jetzigen Zeitpunkt in Aussicht gestellt, so hätten alle Flensburger unterschrieben.
Haben Sie Wünsche?
Alen Muratovic:
Gesundheit für mich und meine Familie. Denn dann kommt der Rest automatisch. Und das heißt: Vor den Flensburger Fans, dem besten Publikum in Europa, nochmals auflaufen und seinen eigenen Namen bei der Vorstellung von 6.000 Zuschauern hören! Leider können Sie meine Gänsehaut nicht sehen.
Gruss
Marco