Bleibt Ehepaar Perunicic dem Kammertermin fern?
Kiel/Magdeburg - Der Kampf zwischen dem THW Kiel und dem SC Magdeburg um Nenad Perunicic geht in seine entscheidende Phase. Am Mittwoch wird es ab 12 Uhr für den Montenegriner vor dem Arbeitsgericht Kiel ernst. Zwei Tage später, am Freitag, folgt in Berlin die Sitzung des DHB-Bundesgerichts.
Fällt noch in dieser Woche die Entscheidung über den Wechsel? Es scheint nicht so. Denn das Possenspiel droht sich zu verlängern.
Die "Kieler Nachrichten" berichten unter Berufung auf Gaby Kämmer, die den THW Kiel als Rechtsanwältin vertritt, dass sowohl Perunicic als auch seine Ehefrau Tanja, die als Zeugin geladen ist, dem Kammertermin fernbleiben wollen. Hintergrund: Perunicic soll versuchen, die Entscheidung zu verschieben.
Unterlassungsantrag, dass Perunicic nicht für den SCM spielen darf
Es wäre ein Eklat. Schließlich könnte der Montenegriner, der stets betont hat, nie mehr für Kiel spielen und nach Magdeburg wechseln zu wollen, selbst am besten für Klarheit in dem Arbeitsgerichts-Verfahren sorgen.
Der THW Kiel will vor der Kieler Justiz die Wirksamkeit eines mündlich bis 2004 verlängerten Arbeitsvertrags nachweisen sowie eine Unterlassung durchsetzen, dass der Rückraum-Star nicht für Magdeburg spielen darf.
Beim Deutschen Meister jedoch hat der Rechtshänder einen Vertrag bis 2004 unterschrieben.
Sollte Kiel im Recht sein, kann der THW auf Einhaltung des bis 2004 laufenden Vertrag pochen oder daraus gegebenenfalls eine Schadenersatzforderung herleiten, die einer Ablösesumme gleich kommen würde. Manager Uwe Schwenker hatte bereits angekündigt, die höchste je im Welthandball geforderte Summe zu nennen. Diese dürfte im Bereich von 750.000 Mark liegen.
DHB klagt gegen eigene Gerichtsbarkeit
Bekommt jedoch Perunicic Recht, gilt der Arbeitsvertrag des Montenegriners in Magdeburg. Dann hätte Kiel nur noch vor den Sportgerichtsbarkeiten eine Chance. Vor dem DHB-Bundesgericht soll am Freitag höchstinstanzlich der Fall Perunicic entschieden werden.
Auch dieses Verfahren bekommt immer mehr komödiantische Züge: Denn nachdem das Bundessportgericht des DHB dem THW die Spielgenehmigung wieder zuerkannt und eine Entscheidung der DHB-Pass-Stelle revidiert hatte, hat nun nicht nur der SC Magdeburg Revision eingelegt. Auch der DHB klagt gegen sein eigenes Gericht, verlangt eine Klarstellung der Tatsachen...
Offenbar war der Verband mit dem Urteil unzufrieden. Ein besonderer Vorfall.
Zunächst jedoch sind die Augen nach Kiel gerichtet. Nach Informationen, die Rechtsanwältin Krämmer vorliegen, halte sich das Ehepaar wegen einer Familienfeier in Kroatien auf, berichten die "Kieler Nachrichten".
Die Kieler Anwältin vermutet taktische Gründe: Es dränge sich der Eindruck auf, dass die gegnerische Seite eine Verschiebung des Termins anstrebt.
Erscheint das Ehepaar Perunicic heute nicht vor Gericht, hätte das nicht nur Folgen für Perunicic' Ehefrau Tanja. Dann dürfte zum einen ein Ordnungsgeld fällig werden. Zudem ist dann aber auch der geplante Urteilsspruch wegen mangelnder Beweisführung gefährdet.
Das Arbeitsgerichts-Verfahren würde verschoben und das Sportgericht zuerst urteilen. Ist dies die Taktik? Die Affäre wird immer obskurer.
Michael Schwartz
sport1.de