Bei www.handball-world.com gibts es mal wieder einen Bericht über Bestechung im internationalen Handball.
Hier der Bericht:
Wolfgang Gütschow, ehemaliger Team-Manager der russischen Nationalmannschaft, prangert Korruption im internationalen Handball an und erhebt schwer wiegende Bestechungsvorwürfe gegen Schiedsrichter und Vereine. «Im Europapokal weiß jeder, der mit der Materie zu tun hat, dass manchmal Schiedsrichter bestochen werden. Im Europapokal wird Geld angeboten und bisweilen auch genommen», erklärte der 39-jährige Spielervermittler aus Pirmasens in einem Interview mit dem Fachmagazin «Handball-Woche». Bundesliga-Clubs nahm er von den Bestechungsversuchen aus: «Deutsche Vereine haben diese Sauereien zum Glück nicht nötig.»
Zugleich bestätigte Gütschow Aussagen des ehemaligen Referees Wilfried Lübker, der mit seinem Partner Manfred Bülow das Weltmeisterschafts-Finale 1999 in Ägypten geleitet hatte, wonach in der Vergangenheit wichtige internationale Spiele durch Geld entschieden wurden. «In den 90er Jahren war in Zagreb Bestechung an der Tagesordnung. Das Spiel Badel gegen ZSKA Moskau war im Herbst 1994 definitiv gekauft. Zuvor hatte man der Mannschaft von ZSKA 100 000 Mark angeboten, damit sie dieses Rückspiel absichtlich hoch verliert. Das Team lehnte ab - sehr zur Freude der rumänischen Schiedsrichter», behauptete Gütschow.
Badel Zagreb hatte das von Bülow/Lübker gepfiffene Achtelfinal- Hinspiel in Moskau mit 21:32 verloren. Im Rückspiel in Kroatien, das vom rumänischen Gespann Dancescu/Mateescu geleitet wurde, gewann der spätere Finalist mit 33:17 und zog in die nächste Runde ein. «Von diesem Spiel gibt es keine Aufzeichnung, weil das Fernsehen bewusst ausgeschlossen war und man dem ZSKA Moskau, der das Spiel aufnehmen wollte, die Videokamera zerstört hat», so Gütschow. Da habe der Deutsche Manfred Prause als Delegierter der Europäischen Handball- Federation (EHF) unmittelbar nicht mehr eingreifen können.
Nach Meinung von Gütschow erliegen vornehmlich Unparteiische aus osteuropäischen Ländern der Korruption. «Die Opfer der Bestechungsversuche sind meist Schiedsrichter, die aus Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen stammen, wenngleich ich auch einen Schweden kenne, der dafür bekannt war, dass er Geld annahm. Den Schiedsrichtern aus armen Ländern mache ich noch nicht einmal einen Vorwurf. Die eigentlichen Übeltäter sind die Vereine, die Geld bieten, nicht die Schiris, die daheim 300 Dollar im Monat verdienen und bei 10 000 Mark oder Dollar weiche Knie bekommen», erklärte Gütschow.
Auf Nationalmannschafts-Ebene würde weniger durch Geld als durch Druck Einfluss auf die Referees ausgeübt. «Ein Schiedsrichterpaar ist ein Sport-Team und möchte - genau wie die Mannschaften - möglichst weit kommen. Unpopuläre Entscheidungen sind wenig hilfreich auf der Karriereleiter. Wer die Schweden verpfeift, kann einpacken», beklagte Gütschow.
MFG
Marco