MITGLIED EINER TRAINER-KOMMISSION
Maik Machulla – vom Trainer zum Krisenmanager
Der Coach der SG Flensburg-Handewitt gehört einer vierköpfigen Kommission zum Austausch mit der HBL an.
Flensburg | Bisher saßen die Trainer der Handball-Bundesligisten bei den Videokonferenzen zwischen dem Ligaverband HBL und den Managern der Clubs nicht mit vor den Bildschirmen. Das soll sich nun ändern. „Wir wollen mitdiskutieren“, sagt Maik Machulla, „praktische Zweifel äußern, beraten“. Der Coach der SG Flensburg-Handewitt nimmt künftig mit drei weiteren Trainern an den Konferenzen teil. Auch Kai Wandschneider (HSG Wetzlar), Sebastian Hinze (Bergischer HC) und auf Machullas Wunsch Frank Carstens (GWD Minden) gehören einer neuen Trainer-Kommission an. „Frank wollte ich gerne dabei haben, weil er eine klare Ansprache und gute Ansätze hat“, berichtet Machulla.
Viele sportliche Fragen
Die Idee, eine Kommission zu gründen, war von Michael Roth, dem scheidenden Trainer der Füchse Berlin gekommen. Er hatte Machulla, Wandschneider und Hinze vorgeschlagen, um sportliche Fragen in die bislang hauptsächlich wirtschaftlich geleiteten Entscheidungsprozesse einzubinden. Am Freitag stellte Machulla den Kontakt zur HBL her. Ich habe Zuspruch erfahren. Die HBL nimmt unsere Initiative positiv auf. Maik Machulla
Bei einer virtuellen Zusammenkunft der 20 Bundesliga-Trainer war herausgekommen, dass alle ähnliche Sorgen umtreiben, die über wirtschaftliche Fragen hinausgehen. „Wir tappen alle im Dunkeln“, sagt Machulla. Eines der Kernanliegen ist die Gestaltung des Spielplans. Auf die Profis kommen viele Spiele in wenigen Monaten zu. „Das wichtigste ist das Anfangsdatum“, so Machulla. Die Trainer hoffen auf einen festen Termin und wollen wissen, ob an diesem festgehalten wird – unabhängig davon, wie viele Zuschauer in die Hallen dürfen. „Stand heute ist mein klarer Plan der 2. September“, sagt der SG-Trainer, der dann in Düsseldorf mit seinem Team gegen den THW Kiel den Supercup-Sieger ermitteln soll.
Der 43-Jährige und seine Mannschaft sind es gewohnt, viel zu spielen. In der abgebrochenen Saison waren es von August bis Dezember in allen Wettbewerben 34 Einsätze in etwas mehr als vier Monaten – für andere Vereine eine komplette Serie. Machulla will aufzeigen, dass das möglich ist und setzt sich für „intelligente Spieltage“ ein. So legte die SG im Dezember in Abstimmung mit den Gastgebern die Auswärtsspiele in Ludwigshafen (Donnerstag) und Mannheim (Sonnabend) zusammen, um Kosten und eine Reise zu sparen.
Gemeinsamer Trainingsstart?
Mit der Vorbereitung auf die Saison 2020/21 will Machulla am 13. Juli beginnen. Dann hätte er seine Mannschaft vier Monate nicht gesehen, weil gemeinsames Training bei der SG nicht möglich ist. Auch weil Spieler, die sich im Ausland aufhalten, hier zunächst in Quarantäne müssten. Ob sich das lohne, sei fraglich. Clubs aus anderen Bundesländern wie etwa der SC DHfK Leipzig und die Rhein-Neckar Löwen trainierten bereits wieder. Machulla wünscht sich einen abgestimmten Trainingsstart, um Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Als Trainer fühlt er sich derzeit nicht: „Ich bin eher Krisenmanager.“
Das gelte auch im Umgang mit seinen Spielern, die sich in verschiedenen Ländern aufhalten und viele Fragen haben. Machulla legt ihnen ans Herz, die Schulter zu fordern – etwa mit Badminton oder Tennis – und die Trainingspläne diszipliniert abzuarbeiten. Das geschieht auf Vertrauensbasis.
– Quelle:
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