Das ist natürlich eine krasse Geschichte. Für mich sieht es so aus, als würden in erster Linie harte Verhandlungen nun in die Öffentlichkeit getragen. Beide Seiten versuchen dabei, der jeweils anderen Partei den schwarzen Peter zuzuschieben.
Die förde show concept betont, dass die Mieten für die Campushalle seit zehn Jahren nicht erhöht wurden. Sie verschweigt aber, dass die Halle auch ohne Mieterhöhungen zu den Teuersten der Bundesliga gehört.
Peter Thomsen sagt: "Wir müssen diese erhöhten Kosten zum Teil weitergeben, haben es aber mit einer SG zu tun, die nur nehmen und nicht geben will. So läuft keine Partnerschaft. Wir können doch nichts dafür, wenn sich die SG finanziell übernommen hat."
Ich würde gern mal wissen, wie groß der Anteil der SG an den Gesamteinnahmen der Campushalle ist. Und dann kann man vermutlich umgekehrt sagen, dass die SG nichts dafür kann, wenn die Campushalle abseits des Handballs nicht genügend Einnahmen generiert. SO läuft jedenfalls auch keine Partnerschaft.
Die SG redet ihrerseits von einer Erhöhung von 150.000 Euro pro Jahr. Das lässt sich durch die im
heutigen Artikel genannten Zahlen allerdings nicht nachvollziehen:
so soll die Mietpauschale von 270.000 Euro pro Jahr unverändert bleiben. Allerdings soll dies auf 4500 Zuschauer begrenzt sein. 1000 weitere Zuschauer würden jeweils 1,50 Euro zusätzlich kosten, jeder weitere Zuschauer 1,00 Euro zusätzlich. Auf der anderen Seite soll der Preis für die Selbstvermarktung der Werbeflächen von 120.000 Euro auf 60.000 Euro im ersten Jahr, dann 70.000 Euro und im dritten Jahr 90.000 Euro gesenkt werden.
Wenn man das mal so überschlägt, kommt man auf folgendes (bei der unrealistischen Annahme von 17 ausverkauften Heimspielen):
270.000 Euro (unverändert)
- 60.000 Euro (im ersten Jahr)
+ 25.500 Euro (1000 Zuschauer * 1,50 Euro * 17 Heimspiele)
+ 13.600 Euro (800 Zuschauer * 1,00 Euro * 17 Heimspiele)
Nach dieser Rechnung würde die SG im ersten Jahr 20.900 Euro sparen, im zweiten Jahr noch 10.900 Euro, und erst im dritten Jahr würde sie 9.100 Euro mehr bezahlen als jetzt. Das ist jetzt nur eine Beispielrechnung. Es ist klar, dass die SG auf der einen Seite mehr als 17 Heimspiele im Jahr hat, und dass auf der anderen Seite die wenigsten Spiele ausverkauft sind.
Trotzdem kann man daran erkennen, dass man nicht annähernd auf 150.000 Euro Mehrkosten für die SG kommt. Da ich allerdings auch nicht glaube, dass die SG sich den Betrag komplett aus den Fingern gesogen hat, scheinen noch ein paar Details zu fehlen.
Die SG hat das Problem, dass es zur Campushalle keine wirkliche Alternative gibt, in der alle Dauerkarteninhaber Platz hätten. Dadurch dass die Fördehalle (laut Artikel) nicht zur Verfügung steht, sind die nächste mögliche Spielstätte wohl die Holstenhallen in Neumünster. Das ist aber auch keine wirkliche Alternative sondern allenfalls eine Notlösung. Ich denke aber, dass sie von der SG ins Spiel gebracht wird, um der Quasi-Monopolstellung der Campushalle zumindest eine Option entgegensetzen zu können.
Dass die SG grundsätzliche finanzielle Schwierigkeiten hat und sich mit dem Kader übernommen hat, glaube ich nicht. Für 150.000 Euro zusätzlich pro Jahr hat vermutlich kein Erstligist ohne weiteres Platz im Budget.
Zwar würde die 20%-ige Erhöhung des Club-100-Beitrags auch dazu passen, aber sie muss nicht zwingend damit zusammenhängen. Ich kann mir nach der letzten Finanzkrise und bei der aktuellen Konkurrenzsituation in der Liga jedenfalls nicht vorstellen, dass die SG mit der Champions League plant.
Und dass die SG sich mit Kosten für den Spieler-Zukauf übernommen hat... Wenn ich mich recht erinnere, sind Kaufmann, Glandorf und Andersson doch ablösefrei gekommen. Vielleicht gab wurden da Handgelder gezahlt, aber es gab auf der anderen Seite sicher auch eine Ablösesumme für Bitter. Und ob die Gehaltskosten dramatisch gestiegen sind? Kaufmann und Boesen dürften sich nicht allzu viel nehmen, Glandorfs Gehalt dürfte etwas über Carléns liegen, und Andersson bekommt vielleicht etwas weniger als Beutler. Dazu steht Fahlgren nicht mehr auf der Gehaltsliste - insgesamt sollten die Gehaltskosten also nicht gestiegen sein. Man darf auch nicht vergessen, dass vor einem Jahr mit Christiansen und Petersson zwei mutmaßliche Großverdiener von der Gehaltsliste verschwunden sind.
Eine Stellungnahme seitens der SG mit deren Sichtweise wäre in der Tat wünschenswert. Ich denke allerdings, dass man da auch eher verhandlungstaktische Aussagen lesen wird. Ich gehe davon aus, dass die SG ihre Heimspiele auch in den nächsten Jahren in der Campushalle austragen wird. Eine solche Aussage wird es aber in der Verhandlungsphase sicher nicht geben.
Es ist - wie schon einige hier geschrieben haben - so, dass beide Seiten voneinander abhängig sind. Und momentan versuchen beide, den anderen vom Gegenteil zu überzeugen. Dass dies nun auch noch in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, ist äußerst unschön. Ich bin gespannt, wie das weitergeht.