Hamburger Abendblatt von heute: Transfers
Wird der HSV-Präsident zum Uli Hoeness der Handball-Bundesliga?
Spaß beiseite, Rudolph kommt!
Das frühe Ködern von Stars ist eine Hamburger Spezialität. Flensburg regt Beschränkung an. Von Tobias Dachenhausen und Stefan Reckziegel
Es gibt Momente, da hat auch mal ein anderer den Hut auf. Beim 31:30-Bundesligasieg des HSV Hamburg in Kiel trug Johannes Bitter einen schicken schwarzen. Der Glücks-Hut gehört Andreas Rudolph, dem Präsidenten von Hamburgs zweimaliger "Mannschaft des Jahres".
Rudolph half Ende 2004 den vor dem Aus stehenden Klub - mit seinem Geld. Gut 13,5 Millionen Euro hat der erfolgreiche Medizintechnik-Unternehmer aus Ahrensburg seitdem ins Projekt gesteckt. Der deutsche Pokalsieg 2006 und der Europacuptriumph sowie die deutsche Vizemeisterschaft 2007 waren der sportliche Lohn. Außerhalb der Hansestadt ist der HSV-Chef, der kürzlich vom Aufsichtsrat einstimmig für drei weitere Jahre bis 2011 bestellt wurde, längst nicht überall gern gesehen. Spaß beiseite, Rudolph kommt!
24 Spieler (siehe Infokasten) wurden bisher vom HSV-Boss verpflichtet. Der 25. Deal sorgte für erhitzte Gemüter, als Rudolph nach dem 32:30-Champions-League-Sieg gegen Flensburg fallen ließ, dass der kroatische Rückraumstar Blazenko Lackovic (27) beim HSV unterschrieben habe. Einen "ganz normalen Prozess" nennt Rudolph dessen Verpflichtung zur Saison 2009/10.
"Man braucht sich nicht groß zu machen, um andere klein wirken zu lassen", bemerkte Flensburgs Sportchef Anders Dahl-Nielsen gestern. Das frühe Ködern ist unter Rudolph zur Spezialität geworden: Den bis 2009 an Flensburg gebundenen Polen Marcin Lijewski (30) hatte der HSV-Boss schon zuvor für etwa 300 000 Euro Ablöse losgeeist. Bitter angelte sich der HSV ein Jahr, bevor er 2007 kam, Oleg Velyky schon 2006, ehe Rudolph im Januar 220 000 Euro für den nun erkrankten Star lockermachte.
"Es sollte im Handball eine Regelung wie im Fußball geben, dass man an Spieler erst ein halbes Jahr vor dem Auslaufen ihrer Verträge herantritt", schlägt Dahl-Nielsen vor. Nordhorns Manager Bernd Rigterink meint: "Die Entwicklung, frühzeitig an solche Spieler heranzutreten, hat sich in den letzten drei bis vier Jahren verschärft." Auch wenn Weltmeister Holger Glandorf (24) dem Lockruf des Geldes widerstand - die Konkurrenz in der Liga hat Rudolph ("Meine einzige Verpflichtung ist der HSV Hamburg") geschwächt. Ist er der Uli Hoeneß der Handball-Bundesliga? "Wenn einer der Hoeneß ist, dann Uwe Schwenker", verweist der HSV-Chef auf Kiels Meister-Manager. Und nach ganz oben, ob nun in der Liga oder in der Champions League, will Hamburg ja erst noch hin. Dank Rudolph.
Neuzugänge in der Ära Rudolph
Saison 2005/06: Alois Mraz (Solingen), Igor Lavrov (Wallau), Stefan Schröder (Düsseldorf), Andreas Rastner (Petterweil), Henning Wiechers (Gummersbach), Krzystof Lijewski (Wroclaw/POL), Branko Kokir (Zürich), Roman Pungartnik (Kiel), Tobias Mahnke (Fischbek).
2006/07: Per Sandström (Sävehof/SWE), Kyung-Shin Yoon (Gummersbach), Iwan Ursic (Nordhorn), Bruno Souza (Göppingen), Hanno Holzhüter (Bad Schwartau).
2007/08: Johannes Bitter (Magdeburg), Jürgen Müller (Balingen-Weilstetten), Dimitri Torgovanov (Rhein-Neckar Löwen), Hans Lindberg (Viborg/DK), Michal Jurecki (Kielce/POL/jetzt N-Lübbecke); nachträglich: Heiko Grimm (Großwallstadt), Oleg Velyky (Rhein-Neckar).
ab 2008/09: Marcin Lijewski (Flensburg), Arne Niemeyer (Minden), Niclas Grundsten (Hammarby/SWE) und - nur bei Ablöseeinigung - Blazenko Lackovic (Flensburg/sonst ab 2009). erschienen am 11. März 2008
Tja, was lehrt uns das: Herr Rudolph läuft dem Uli Hoeneß der Handball-Bundesliga, Uwe Schwenker, den Rang ab. Das ist alles, auf dem Zeitstrahl nicht mehr aber auch nicht weniger. Das was Rudolph jetzt macht, hat Schwenker bisher gemacht, Parallelität der letzten Jahre.