Holsteiner93 hat geschrieben:Ich verstehe die Panik irgendwie überhaupt nicht. Klar nervt auch mich einiges im Verein und die Identifikation fiel auch mir schon einfacher. Aber wenn ich so einige Beiträge lese, kommt es mir vor als stünde die SG vor ihrer dunkelsten Stunde. Und selbst wenn es so wäre, deshalb eine über Jahrzehnte genutzte Dauerkarte abgeben? Weil man Angst hat, die SG könnte im Mittelfeld der Liga versinken? Ja wenn das der Grund ist, dann sollte man wohl wirklich lieber seine Dauerkarte abgeben und sich vielleicht im "ach so tollen" Berlin eine neue Dauerkarte zulegen. Die haben ja, so klingt es hier fast, den Titel bereits in den nächsten Jahren sicher, weil sie Gidsel halten.
Wie gesagt, ich sehe auch einige Personalentscheidungen (Spieler, Trainer) sehr kritisch und mache mir auch Sorgen, dass er ein oder andere Topspieler gehen könnte. Aber selbst dann geht´s ja irgendwie weiter und die SG bleibt eine attraktive Nummer.
Und solche Postings verstehe ich wiederum überhaupt nicht. Wie man nicht erkennen kann, dass die SG in einer absoluten Gezeitenwende steht – und das nicht nur leistungstechnisch oder in Bezug auf das Niveau, sondern vor allem in den Grundwerten des Vereins –, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Ich möchte keinen seelenlosen Verein wie viele andere Bundesligisten.
Wie man nicht erkennen kann, dass unter Glandorf genau die Werte, die die SG Flensburg-Handewitt seit unzähligen Jahren ausmachen, an die Wand gefahren werden, geht mir nicht in den Kopf. Diese Eiszeit-Stimmung, die dieser Mann verbreitet, sucht wohl ihresgleichen. Die finstere, Kaugummi kauende Mine in der Halle strahlt eine solche Kälte aus, dass man es kaum in Worte fassen kann. Man merkt förmlich, wie er es vermeidet, auch nur irgendeine Art von Kontakt zum Publikum oder den Fans herzustellen.
Ich habe es hier schon einmal geschrieben: Wenn ich daran denke, wie ein Schmäschke bis heute durch die Halle läuft, alle zwei Meter zu einem kurzen Plausch stehen bleibt und einfach Lebensfreude sowie das SG-Gefühl vermittelt – das sind einfach Welten.
Über Vranjes brauche ich kein Wort zu verlieren. Jeder, der hier und da mal essen geht, sich ein bisschen auskennt und Kontakte hat, weiß, dass auch er kein einfacher Mensch ist.
Es sind viele kleine Stellschrauben, die einfach nicht mehr passen. Sei es der höchst peinliche und unprofessionelle Social-Media-Auftritt, das immer weitere Auspressen der Ticketpreise durch den Wegfall der 1A-Kategorie und die ständigen Erhöhungen, sei es das seelenlose Absägen von Vereinslegenden, die sich danach komischerweise alle kritisch äußern – sei es Bult, Christensen, Machulla etc.
Ich wüsste nicht, was ein Mann wie Lars Christiansen, nach dem der fucking Vorplatz unserer Halle benannt ist, davon hätte, sich so zu äußern. Und dass alle drei völlig missverstanden wurden, glaube ich einfach nicht.
Und das sind nur ein paar Beispiele – ich könnte noch viele weitere aufzählen, einige davon gehören aber intern und nicht hierher. Man muss sich in Flensburg einfach mal umhören.
Es gibt kein SG-Familiengefühl mehr. Ich spüre nur noch Kälte und nicht mehr das Gefühl, Teil eines besonderen kleinen Vereins in der Bundesliga zu sein, der Europa aufmischt. Das ist auch völlig okay – es werden neue Fans nachkommen, die das vielleicht alles gut finden und die Halle weiterhin füllen.
Aber dann gesteht doch bitte auch denjenigen zu, sich kritisch zu äußern, die etwas jahrelang Geliebtes verlieren und nicht mehr wiedererkennen können.
Der sportlich klar erkennbare Identitätsverlust und Abstieg kommt dann natürlich noch obendrauf. Doch ich glaube nicht, dass es den meisten primär darum geht. Denn in sportlich schweren Phasen, wie um die 2010er Jahre herum, gab es eine solche Stimmung nicht – damals hielt man geschlossen zur SG.
Hier geht es meiner Meinung nach um mehr als nur das Sportliche, und das finde ich schade.