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HA- HANDBALL-BUNDESLIGA
Klage eingereicht: BHC startet Angriff auf HSV Hamburg und HBL
02.05.2024, 15:59 Uhr • Lesezeit: 5 Minuten
Von Maximilian Bronner
Hamburg. BHC: „Zweifelhaft“, ob Hamburgs Bundesligahandballer die wirtschaftlichen Kriterien für die Lizenz erfüllen. HBL und HSVH reagieren.
Die vier Absätze, die der Bergische HC am Donnerstag mit der Überschrift „Stellungnahme Lizenz“ auf seiner Internetseite veröffentlichte, hatten es in sich. Der abstiegsbedrohte Handball-Bundesligist startete wenige Stunden vor dem sportlichen Aufeinandertreffen mit dem HSV Hamburg (HSVH) (19 Uhr/Dyn) einen beispiellosen Frontalangriff. Hintergrund sind die finanziellen Nachbesserungen, die der HSVH im Zuge der Lizenzierung für die kommende Saison vornehmen musste.
„Die Clubs stehen in der HBL im sportlichen und wirtschaftlichen Wettbewerb. Der Ligaverband hat sich dafür eindeutige Regeln gegeben: Mitspielen darf nur, wer nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich leistungsfähig ist. Die Integrität des sportlichen Wettbewerbs verlangt, dass auch die wirtschaftlichen Anforderungen von allen Clubs gleichermaßen erfüllt werden“, heißt es im Statement des BHC. „Nach den allseits einsehbaren öffentlichen Informationen ist mehr als zweifelhaft, ob der HSV Hamburg die wirtschaftlichen Kriterien in dieser Saison erfüllt hat und zukünftig erfüllen kann.“ Damit werde ein fairer Konkurrenzkampf infrage gestellt.
Handball: BHC mit Frontalangriff gegen HBL und HSVH
Es ist ein schwerwiegender Vorwurf in Richtung der Handball-Bundesliga (HBL) und des HSVH. Welche „allseits einsehbaren öffentlichen Informationen“ zur finanziellen Lage des HSVH der BHC meint, wird nicht weiter erläutert. Die HBL hatte beim HSVH die Zeitpunkte des Inkrafttretens einzelner Investoren- und Sponsorenleistungen beanstandet, der Verein die Verträge in den vergangenen zwei Wochen daraufhin angepasst und erneut unterschreiben lassen. Eine positive Rückmeldung der HBL sei nur noch Formsache und werde im Laufe des Freitags erwartet, heißt es vom Verein.
Der BHC, derzeit Tabellenvorletzter mit drei Punkten Rückstand, würde von einem Lizenzentzug des HSVH profitieren. Sollte sich der Club nicht sportlich in der Liga halten können, wäre dies der einzige Weg, doch noch die Klasse zu halten. Insbesondere die potenten BHC-Sponsoren sollen in den vergangenen Wochen Druck gemacht haben. Nach Abendblatt-Informationen zahlen allein die Stadt Düsseldorf und der Rüstungskonzern Rheinmetall rund 700.000 Euro pro Saison an den BHC. Dieses Engagement würde in der Zweiten Liga keinen Sinn mehr ergeben.
HBL lehnte BHC-Anfrage bezüglich Unterlagen-Einsicht ab
Vor diesem Hintergrund teilte der BHC weiter mit, dass man am 19. April „bei der HBL Auskunft über die Vorgänge rund um die Lizenz des HSV Hamburg beantragt“ habe, dies aber abgelehnt worden sei. Und weiter: „Der Bergische HC sah sich daher am 30. April 2024 gezwungen, mit ausdrücklicher Unterstützung weiterer Clubs seinen Antrag vor Gericht gegen den Ligaverband weiterzuverfolgen.“ Mit anderen Worten: BHC-Gründer und -Gesellschafter Jörg Föste (63) macht bei der seit einigen Wochen im Raum stehenden Klage tatsächlich ernst. Nach Abendblatt-Informationen wurde die Klage bereits eingereicht.
Darüber hinaus sei es im Interesse der gesamten Liga, die wirtschaftliche Lage des HSVH so transparent wie möglich aufzuklären. „Das Lizenzierungsverfahren darf der Professionalität der HBL in anderen Geschäftsbereichen nicht nachstehen“, heißt es abschließend vom Club.
HBL weist Vorwürfe zurück
Kurze Zeit später reagierte bereits die HBL auf die schweren Vorwürfe. Die Lizenzierungskommission halte sich „vollumfänglich an die Vorgaben und Verfahrensabläufe der HBL-Satzung sowie der Lizenzierungsordnung nebst Richtlinien“, heißt es. Der Antrag des BHC auf Einsicht der HSVH-Lizenzunterlagen der Spielzeiten 2023/24 und 2024/25 sei rechtsmäßig abgewiesen worden.
„Die Entscheidung der Abweisung des Antrags auf Einsichtnahme in die Lizenzunterlagen des Ligakonkurrenten Handball Sport Verein Hamburg fußt auf § 13 Ziffer 7 der Ordnung zur Lizenzierung nebst Richtlinien (LZO). Dieser verpflichtet Ligaverband und HBL GmbH, sämtliche während des Lizenzierungsverfahrens von den Lizenzbewerben erhaltene Informationen streng vertraulich zu behandeln und diese weder direkt noch indirekt Dritten offenzulegen“, teilt die HBL mit.
Diese Geheimhaltung sei grundlegend für das gesamte Lizenzierungssystem und beuge einer Ausforschung von Ligakonkurrenten vor. Zudem würden „Integrität und Stabilität“ des Systems gesichert. Abschließend heißt es vom Ligaverband: „Der Ablauf des gesamten Lizenzierungsverfahrens ist klar definiert, streng standardisiert und stellt die Basis des organisierten Wettbewerbes der Handball-Bundesligen sicher.“
HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke reagierte am Donnerstagnachmittag gefasst auf die Vorwürfe des BHC. „Die Kritik des BHC richtet sich aus meiner Sicht vor allem an die HBL, die bereits darauf reagiert hat“, sagte Frecke auf Abendblatt-Nachfrage. Weitere Antworten wollen die Hamburger am Donnerstagabend auf dem Spielfeld der Sporthalle Hamburg geben. (HA)