Neues vom Starschreiber der KN:
Keine Satire(und darum wohl nicht auf der HP der Holsteiner zu finden)
"Omeyer wie ein Matador
28:30 in Pamplona - THW ließ nach Pausenführung den "spanischen Stier" entwischen
Pamplona - Die Stierkampf-Arena bebt, die Hatz hat begonnen. Es ist ein Kampf um Millimeter, ein physischer Grenzgang. 60 Minuten später hat sich der THW Kiel im Halbfinale der Champions League im Hexenkessel von Pamplona behauptet, sich gegen Portland San Antonio beim 28:30 (18:17) eine vermeintlich gute Ausgangsposition für das Rückspiel am Freitag verschafft, den Stier dabei jedoch nicht erlegt.
Es ist ein Kampf der (Handball-)Kulturen, den der Erste der Bundesliga gegen den Führenden der spanischen Liga Asobal mit dem purpurroten Tuch des Tempos führt. Als erster der Picadores, der Lanzenreiter, versetzt Kim Andersson auf Halbrechts dem "Stier" mit drei Treffern erste schmerzhafte Treffer im Nacken zum 4:1 (6.). Am Kreis fördert der Fokus auf THW-Kreisläufer Marcus Ahlm brachiale Gewalt zutage - Reißen, Halten, Schlagen, Schubsen inmitten des spanischen, Fleisch gewordenen Mittelblocks aus dem 2,06 Meter großen Juancho Perez, Lars Jörgensen und dem Ex-Kieler Davor Dominikovic.
Zweimal trifft der 28-Jährige und wird dann noch vor der Pause mit Verdacht auf einen Sehnenabriss im linken Schulterbereich ausscheiden. Nach jedem Angriff wechselt Portland-Trainer Javier Equisoain sein Abwehr-Trio, das dem Zement herstellenden Hauptsponsor "Cementos Portland S.A." zuweilen alle Ehre macht, aus. Er bringt Ivano Balic, dessen Ideenreichtum oft verpufft. Er bringt Kristian Kjelling oder Ex-Zebra Demetrio Lozano, die beide keinen glücklichen Tag erwischt haben. Er verschleppt das Tempo. "Ein-, zweimal haben wir Portland für ihre Wechsel bestraft. Vielleicht gelingt uns das in der Ostseehalle häufiger", sagt THW-Trainer Noka Serdarusic. Es wirkt, als beraubten sich die Spanier ihrer Chancen, als bremsten sie immer wieder, überrascht ob ihrer eigenen Schnelligkeit. Es sind zwei (Handball-)Kulturen, die aufeinander prallen, unter deren Reibung das Trikot von Nikola Karabatic reißt (15.), in deren Hitze der anfangs starke Portland-Keeper Kasper Hvidt aus dem Tor eilt und einen Zusammenstoß mit Dominik Klein riskiert.
Die Stierkampf-Arena bebt. Nirgendwo sind die Regeln der Stier-Hatz so klar wie hier im Baskenland, wie hier in Pamplona. Nach der Pause wird es Zeit für die Banderilleros, die dem Matador, dem Stiertöter, mit ihren geschmückten Lanzen ("Banderillas") das Feld bereiten, dem angeschlagenen Giganten Treffer zwischen die Schulterblätter versetzen. Doch wer ist der Stier, wer ist der Matador? Ahlm ist ausgeschieden, Pelle Linders kann ihn erneut nicht adäquat ersetzen, Kim Andersson muss in der 47. Minute nach der dritten Zeitstrafe das Parkett verlassen. Eine Minute, nachdem Perez für ein dummes Schubsen mit der Roten Karte bestraft wurde. Die Halle kocht, der Zorn entlädt sich auf die Schiedsrichter. Der THW leistet sich zusehends Abspiel-, Konzentrationsfehler im Angriff, bleibt robust im Deckungsverbund.
Und doch ist da zuvor dieser Moment, dieses Aufblitzen, wenn THW-Regisseur Stefan Lövgren an den Grenzen der Physis, in doppelter Unterzahl mit nur vier Spielern gegen sechs Spanier ankämpfend, einen langen Tipp-Pass spielt, so etwas wie einen Lanzenstoß in den freien Raum und doch mitten in den Muskelstrang zwischen den Schulterblättern. Ein Impuls, den Dominik Klein wie automatisiert aufnimmt und per keckem Dreher zum 24:24 (43.) an dem immer stärker werdenden Tomas Svensson vorbei ins Tor, gleichermaßen ins Herz, bugsiert. Das ist der Moment, in dem Marcus Ahlm auf der Bank die Fäuste ballt, in dem Noka Serdarusic seinen in Abschnitt zwei anhaltenden Ärger innerlich abfedern kann, in dem die Schlachtrufe, die Beleidigungen der Zuschauer an dem in Weltklasse-Manier 25-mal parierenden Thierry Omeyer abprallen, der im Anschluss einen Siebenmeter samt Nachwurf von Ricardo Andorinho entschärft, der THW dadurch nicht mit vier Toren in Rückstand gerät, sondern Karabatic zum 26:28 (56.) trifft.
"Mit solchen Zuschauern macht es mir besonderen Spaß", sagt Omeyer und lacht herzlich, befreit, wie einer, der weiß, dass er der Matador des Abends ist. Auch wenn er den Stier nicht erlegt hat.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2007)"
Wow, das nenn ich mal ein Motiv "knallhart" durchgezogen....