von Kay » 01.05.2024, 11:10
Mal komplett hier hineinkopiert, weil sich der link andauernd ändert. Inhaltlich ist vieles wohl auch auf die SG anwendbar.
"Nur eine Sache der Emotionen"
Warum man lieber Zweiter wird als Europapokalsieger
30.04.2024, 11:30 Uhr
Bob Hanning will die Füchse Berlin in der Champions League sehen, das ist für den Handball-Bundesligisten elementar wichtig. Die bevorstehende Europapokalaufgabe lässt den Macher dagegen vergleichsweise emotionslos. Denn die European League ist für die Bundesligaklubs ein finanzielles Risiko.
Die Füchse Berlin spielen eine der besten Saisons ihrer Klubgeschichte: Über Wochen führen sie die Tabelle der Handball-Bundesliga an, im Pokal erreichen sie das Finalturnier und am Abend spielt das Team mit Welthandballer Mathias Gidsel bei HBC Nantes (20.45 Uhr/Dyn) um den Einzug ins Final4-Turnier der European League in Hamburg. Doch am Ende drohen die Hauptstädter mit leeren Händen dazustehen: Die Meisterschaft geht wohl nach Magdeburg, im DHB-Pokal verloren die Füchse am Finalwochenende gleich beide Spiele - und nach dem 33:33 aus dem Hinspiel muss in Nantes ein Sieg her, sonst ist auch der dritte und letzte Titel der Saison futsch.
Und doch verkündet Klubmacher Bob Hanning vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel in Frankreich in der "Bild"-Zeitung: "Ganz ehrlich, mir ist es wichtiger, dass wir am Sonntag gegen Gummersbach wieder in die Spur kommen!" Gummersbach, das ist Bundesliga. Das Spiel des Zweiten gegen den Sechsten. Brot-und-Butter-Geschäft eben im Schatten des möglichen Europapokal-Rauschs. So denkt man.
"Champions League ist ein Muss"
Was hinter der überraschenden Aussage des Geschäftsführers des zweimaligen Europa-Cup-Siegers steckt: Es geht um Geld - und das wird im Handball eben nicht in der European League verdient. "Die European League ist keine Sache des Geldes, sondern nur eine der Emotionen", sagt Hanning, der die Füchse finanziell fitmachen muss für die kommenden Jahre, in denen irgendwann doch die deutsche Meisterschaft rausspringen soll. "Den Champions-League-Platz klarzumachen ist in diesem Jahr einfach ein Muss in dieser Saison."
Das Geld, das der Europäische Handball-Verband (EHF) in die European League steckt, macht den zweitwichtigsten Klubwettbewerb für viele Teams zum Zuschussgeschäft: 3000 Euro Kompensation zahlt die EHF jedem Klub für jedes Spiel, davon müssen allerdings Reise- oder Schiedsrichterkosten bezahlt werden. Außerdem müssen die Klubs für jede Wettbewerbsphase ein Antrittsgeld bezahlen - zwischen 500 Euro für die Qualifikation und 2000 Euro fürs Viertelfinale.
In der Gruppenphase gibt es 500 Euro pro Punkt, in Playoffs- und Viertelfinalpartien sind es 1000. Wer seine Hauptrundengruppe gewinnt, bekommt einen Bonus von 6000 Euro. Wer beim Final4-Turnier im Mai in Hamburg triumphiert, bekommt 100.000 Euro extra. Der Berliner Bundesligakonkurrent TSV Hannover-Burgdorf, der in den Playoffs gegen IK Sävehof ausgeschieden war, soll nach Informationen der "Sport Bild" in der European League alleine in dieser Saison 50.000 Euro draufgezahlt haben: "Wirtschaftlich ist es keine Motivation, in diesem Wettbewerb dabei zu sein", kommentierte Hannovers Geschäftsführer Eike Korsen die Zahl nur.
So oder so: Es sind ernüchternde Zahlen. Gerade wenn man bedenkt, wie aufreibend die Reisen durch Europa im eng getakteten Kalender der Profi-Handballer sind: Ende März mussten die Füchse "dank" der Playoffs gegen die Kadetten Schaffhausen fünf Spiele in zwölf Tagen absolvieren.
Hanning, der den Füchsen in herausfordernden Zeiten einen Etat organisieren muss, der mit den wachsenden sportlichen Ansprüchen gerecht werden muss, sagt: "Nächstes Jahr in der Champions League zu spielen, ist für unseren Verein finanziell elementar wichtig und auch für unsere Weiterentwicklung brauchen wir die Strahlkraft der Königsklasse. Wir müssen jetzt den nächsten großen Schritt machen." Mit 100.000 Euro, die die Füchse für einen hart erkämpften European-League-Triumph kassieren würden, kann Hanning einen Welthandballer wie Mathias Gidsel bezahlen - allerdings nur für geschätzte knapp drei Monate.
"Nett und wichtig"
Am Sonntag empfangen die Füchse, die zuletzt fünf Spiele in Serie nicht gewinnen konnten, also den Altmeister Gummersbach um Nationalspieler Julian Köster. Es geht um viel mehr als nur zwei Punkte. Geld wird nämlich auch im Handball in der Champions League verdient und der Blick auf die Zahlen zeigt deutlich, warum Zahlmeister Hanning im Zweifel lieber an die gefüllten Töpfe will, als den European-League-Titel zu feiern: Alleine 10.000 Euro erhält jeder Klub für jedes der garantierten 14 Gruppenspiele, dazu honoriert die EHF jeden Punkt mit 5.000 Euro.
Auch in Playoffs und im Viertelfinale gibt es 10.000 Euro Kompensation für jedes Spiel, dazu 7500 Euro (Playoffs) bzw. 10.000 Euro (Viertelfinale) pro Punkt. Der Gewinner der Königsklasse erhält 1 Million Euro (inklusive aller im Laufe des Wettbewerbs eingesammelten Prämien). Für den Handball sind das gewaltige Summen.
Schonen werde man sich mit Blick auf den Endspurt in der Liga - vier Spieltage vor Saisonende haben die Füchse auf Champions-League-Platz zwei sechs Punkte (und ein Spiel) mehr als Verfolger Flensburg-Handewitt - nicht, sagt Hanning: "Natürlich nicht. Die European League ist nett und wichtig. Auch wichtig für unsere Spieler zu gewinnen und Erfolg zu haben."
Quelle: ntv.de, ter
Liebe SG, die Hauptsache am Wind: immer eine Handbreit Wasser über Kiel.