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QuoteHANDBALL-EM 2020
Das sind Prokops Probleme vor dem Spiel gegen Lettland
Kapitän in der Krise, viele Fehler, wenig Leidenschaft: Deutschland ist nach Spanien-Debakel gegen Lettland unter Druck.
Trondheim | Die Nacht von Sonnabend auf Sonntag war kurz. Sehr kurz. „Ich habe nicht gut geschlafen“, sagte Paul Drux. Das 26:33-Debakel gegen Titelverteidiger Spanien spukte in den Köpfen von Deutschlands Handballern. „Das Ergebnis ist eine Katastrophe“, hatte Hendrik Pekeler unmittelbar im Anschluss an das wichtigste Vorrundenspiel bei dieser EM gemeint.
Die Ausgangslage vor dem Lettland-SpielNun hat die DHB-Auswahl Druck. Alles andere als ein Sieg am Montag gegen Außenseiter Lettland (18.15 Uhr/ZDF) ist keine Option, auch wenn Deutschland sogar bei einem Remis oder einer Niederlage in die Hauptrunde einziehen könnte. Das Problem: Deutschland wird keine Punkte und ein schlechtes Torverhältnis mitnehmen – für die Hoffnungen aufs Halbfinale ist das ein herber Dämpfer.
Kapitän Gensheimer muss liefern„Es ist wichtig, dass wir uns schnell berappeln“, forderte Uwe Gensheimer. Das gilt besonders für den Kapitän selbst. Gibt es Gründe für die schlechte Quote des sonst so zuverlässigen Schützen? „Nein“, meinte Gensheimer kurz und knapp. Der 33-Jährige hatte wenig Lust darüber zu reden, dass Bundestrainer Christian Prokop ihn gegen Spanien die komplette zweite Hälfte auf der Bank schmoren ließ. „Er wollte frischen Wind bringen, das ist legitim“, erklärte Gensheimer. Vier Siebenmeter hat er in zwei Spielen vergeben, dazu einen Konter. Prokop vermutete am Sonnabend, dass sein Kapitän sich zu viel Druck mache. Gensheimer sagte:
Klar möchte ich vorangehen und Leistung zeigen. Gegen Lettland habe ich eine neue Chance.
Uwe Gensheimer
Die Krise des Kapitäns war gegen routinierte Spanier nur eines von Prokops Problemen. Acht Negativerlebnisse in den ersten zehn Angriffen – vier Ballverluste, vier Fehlwürfe – und der daraus resultierende 2:7-Rückstand hatten das DHB-Team verunsichert. Ein zwischenzeitliches Aufbäumen war nicht nachhaltig. Es fehlten eine ordnende Hand im Angriff, der Rückhalt der Keeper und die Emotionalität, die Deutschland bei der Heim-WM noch ausgezeichnet hatte. „Es hat gar nichts geklappt“, fasste Patrick Wiencek treffend zusammen.
Noch keine KompaktheitDer Kieler Innenblock mit Wiencek und Pekeler steht noch nicht für Kompaktheit, dahinter kam Keeper Andreas Wolff gar nicht auf Touren – eine Parade bei 16 Würfen spricht eine deutliche Sprache. Obwohl Johannes Bitter am Ende der ersten Halbzeit einige Bälle abwehrte, wechselte Prokop in der Pause zurück auf Wolff.
„Ich hatte ein Bauchgefühl. Andi kann sich in solche Spiele reinsteigern“, erklärte Prokop die unverständliche Maßnahme, die nicht fruchtete. Nach zehn Minuten machte Wolff völlig entnervt erneut Platz für Bitter, der aber nicht mehr ins Spiel fand. „Das war nicht die Torwartleistung, die wir uns wünschen. Unabhängig von Spanien geben die beiden aber ein starkes Bild ab“, sagte Prokop.
Die größte Baustelle des Bundestrainers ist der Rückraum„Wir brauchen Führung“, sagte Prokop, „das traue ich mehreren Spielern zu.“ Allein: Paul Drux ist in der Spielmacher-Rolle noch nicht bei dieser EM angekommen, Fabian Böhm und Kai Häfner standen gegen Spanien neben sich, Julius Kühn durfte sich kaum zeigen. Gut möglich, dass Steffen Weinhold zur Hauptrunde nachnominiert wird. Der 33 Jahre alte Halbrechte vom THW Kiel hatte aufgrund einer Fußverletzung zunächst für die EM abgesagt.
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